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Wechselsymptome

Nächtliches Schwitzen in den Wechseljahren: Mehr als eine Hitzewallung

Unterschätztes Wechseljahressymptom: Nachtschweiß ist ein eigenständiges Phänomen und nicht mit Hitzewallungen gleichzusetzen. Was das bedeutet, was hilft.

Erst heiß, dann nass, dann klamm: Nach einer Nachtschweiß-Episode ist das Pyjama durchgeschwitzt, oft muss die Bettwäsche gewechselt werden und mit dem erholsamen Schlaf ist es endgültig vorbei. Während Hitzewallungen allgemein bekannt sind, blieb Nachtschweiß lange ein unterschätztes Symptom der Wechseljahre – und wird nicht selten mit erstgenanntem gleichgesetzt. Doch immer mehr wird deutlich: Nachtschweiß ist ein Phänomen, das sich auf ganz eigene Weise auf die Lebensqualität auswirkt.  

  • Hitzewallungen beginnen meist aus dem Nichts: ein plötzliches inneres „Aufglühen“, das sich vom Brustkorb in Gesicht und Hals ausbreitet. Viele Frauen spüren dabei Herzklopfen, eine deutliche Rötung im Gesicht und einen kurzen, heftigen Schweißausbruch. Die Episode ist meist nach wenigen Minuten vorbei – und kann tagsüber ebenso auftreten wie nachts.  
  • Nachtschweiß funktioniert anders. Er kommt im Schlaf, oft ohne das typische Hitzewellen-Gefühl davor. Diese nächtlichen Schwitzphasen können deutlich länger dauern als eine Hitzewallung.  

Große Studien – darunter die US-amerikanische SWAN-Kohorte (Study of Women's Health Across the Nation) – berichten, dass 40 bis 80 Prozent der Frauen während der Wechseljahre Hitzewallungen und/oder Nachtschweiß erleben. 

Nachtschweiß: Mehr Forschung ist nötig 

Was dabei genau im Körper passiert, untersuchte eine aktuelle Analyse aus dem Jahr 2025: 274 Frauen zwischen 45 und 55 Jahren beantworteten Fragen zu Lebensstil, Wohlbefinden und Wechseljahreserfahrungen. Zusätzlich trugen sie in der Nacht Sensoren zur Messung der Hautleitfähigkeit sowie Aktivitätsmonitore. So konnten objektiv gemessene Episoden mit den subjektiven Berichten der Teilnehmerinnen verglichen werden. Die Ergebnisse waren deutlich: 

  • Hitzewallungen folgten einem typischen Muster – ein rascher Anstieg, ein kurzer Schweißpeak und ein ebenso rasches Abflachen, im Mittel etwa 3 bis 4 Minuten 
  • Nachtschweiß-Episoden dauerten im Durchschnitt rund 60 Minuten und traten eher früher in der Nacht auf. In den qualitativen Interviews dazu beschrieben die Frauen lange, flächige Schwitzereignisse am ganzen Körper, meistens ohne intensive Hitze oder innere Unruhe.  
  • Statistisch litten Frauen, die Nachtschweiß subjektiv als belastend wahrnahmen, auch häufiger an Stress, Schlafproblemen und depressiver Stimmung 

Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass Hitzewallungen und Nachtschweiß unterschiedliche Phänomene sind ? mit jeweils eigenen physiologischen Mustern, zeitlichen Verläufen und gesundheitlichen Implikationen. Ihre Forderung: Nachtschweiß soll in Forschung und klinischer Praxis auch eigenständig untersucht und behandelt werden ? nicht bloß als „Hitzewallung zur Nacht“. Das solle bereits bei der Anamnese beginnen:  

  • Wie oft tritt das nächtliche Schwitzen auf?  
  • Wie stark stört es den Schlaf?  
  • Wann in der Nacht passiert es?  

Hitzewallung und Nachtschweiß: Überreaktion im vasomotorische System 

Hitzewallungen und Nachschweiß haben allerdings dieselbe Ursache: Sie sind eine Art Überreaktion des körpereigenen Kühlsystems, des sogenannten Vasomotorischen Systems, auf hormonelle Veränderungen – und die häufigsten Beschwerden, wegen denen Frauen in den Wechseljahren ärztliche Hilfe suchen. Als Folge des sinkenden und schwankenden Östrogenspiegels wird das Temperatur-Regulationssystem im Gehirn empfindlicher. Schon minimale Veränderungen der Körpertemperatur können als „zu warm“ interpretiert werden – und der Körper reagiert mit einer Überkorrektur: Gefäße weitstellen, schwitzen, abkühlen.  

Diese Überempfindlichkeit kann jahrelang bestehen, selbst wenn die Hormonspiegel später wieder stabiler sind, Faktoren wie Stress, Körpergewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum können die Intensität verstärken oder abschwächen. Das erklärt, warum Nachtschweiß bei manchen Frauen plötzlich schlimmer wird, obwohl die Hormonlage objektiv schon deutlich ruhiger erscheint.  

Strategien und Medikamente, auch gegen Nachtschweiß 

Therapeutisch bedeutet das einen breiteren Ansatz. Denn wer sich über Jahre hinweg immer wieder förmlich aus dem Schlaf schwitzt, kämpft nicht nur mit dem Symptom selbst, sondern auch mit der Erschöpfung, die es nach sich zieht. Die Behandlung muss deshalb auch schlafmedizinische Elemente enthalten.  

  • Schlafumgebung: Eine Raumtemperatur von etwa 16 bis 18 Grad, atmungsaktive Bettwäsche und Schlafkleidung aus Naturmaterialien entlasten den Körper bei der Temperaturregulation. Viele Frauen schwören auf das sogenannte „Layering“ – mehrere dünne Decken, die man je nach Wärmegefühl einfach wegklappen kann, ohne ganz aufzuwachen. 
     
  • Abendgestaltung: Alkohol, koffeinhaltige Getränke oder sehr schwere Mahlzeiten können den Körper zusätzlich anheizen und nächtliches Schwitzen verstärken. Auch emotionaler Stress spielt hinein: Entspannungstechniken wie sanftes Yoga, Atemübungen oder kleine Abendrituale können helfen, das Nervensystem herunterzufahren und die nächtliche Überwärmung zu reduzieren. Ein möglichst regelmäßiger Schlafrhythmus (ja, da beißt sich die Katze in den Schwanz) unterstützt zusätzlich die natürliche Thermoregulation. # 
     
  • Medikamente: Es gibt neue (hormonfreie) Behandlungsmöglichkeiten, die nicht nur Hitzewallungen, sondern auch Nachtschweiß lindern können. Die Medikamente setzen direkt dort an, wo die Hitzesteuerung stattfindet: im Hypothalamus. Sie blockieren sogenannte Neurokinin-Rezeptoren, die bei der gestörten Temperaturwahrnehmung während der Wechseljahre eine zentrale Rolle spielen (vasomotorisches System). Im Fokus stehen zwei neue Wirkstoffe: 
    Fezolinetant (Veoza) ist seit 2023 in der Europäischen Union zugelassen. Vor und während der Behandlung sind regelmäßige Leberfunktionstests vorgeschrieben, bei Auffälligkeiten muss die Therapie beendet werden.  
    Elinzanetant (als Lynkuet) ist seit November 2025 zugelassen. Wie schnell das Präparat in den einzelnen EU-Ländern tatsächlich verfügbar ist und ob bzw. wie es erstattet wird, ist noch nicht bekannt. 

Hormonersatztherapie: Die wirksamste Hilfe gegen Nachtschweiß 

Neben den neuen hormonfreien Optionen bleibt die klassische Hormonersatztherapie die effektivste Behandlung gegen Hitzewallungen, Nachtschweiß und andere vasomotorische Beschwerden. Randomisierte Studien – zusammengefasst in aktuellen Reviews – zeigen, dass eine Östrogentherapie (mit oder ohne Gestagen) die Häufigkeit vasomotorischer Symptome im Mittel um etwa 75 % senkt und ihre Schwere um bis zu rund 85–90 % reduziert. Konsequenz: Bei vielen Frauen normalisiert sich der Schlaf, wenn die vasomotorischen Beschwerden unter Kontrolle sind.  

Wie immer gilt: Die Therapie muss individualisiert und regelmäßig überprüft werden – Dosis, Präparat und Dauer werden an die Beschwerden und Risikofaktoren angepasst. Wo eine Hormontherapie nicht infrage kommt – etwa bei bestimmten Krebs- oder Gerinnungserkrankungen –, können hormonfreie Medikamente eine Alternative sein. Wenn es jedoch um die schnelle und anhaltende Linderung von Nachtschweiß und Hitzewallungen geht, bleibt die Hormonersatztherapie nach heutigem Wissensstand Goldstandard. 

Das Wichtigste in Kürze 

Was hilft gegen Nachtschweiß in den Wechseljahren?  

Bei starken Beschwerden ist eine ärztliche Beratung zur Hormonersatztherapie (HRT) sinnvoll. Alternativ können neuartige Medikamente helfen, die regulierend auf die Hitzesteuerung des Körpers wirken. 

Was unterscheidet Nachtschweiß von nächtlichen Hitzewallungen?  

Während Hitzewallungen nur wenige Minuten dauern, handelt sich bei Nachtschweiß über längere Episoden, die als flächige Schwitzereignisse am ganzen Körper, häufig ohne intensive Hitze oder Unruhe, wahrgenommen werden. 

Welche hormonfreien Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Nachtschweiß?  Fezolinetant (Veoza) und Elinzanetant (Lynkuet) sind in der EU zugelassene hormonfreie Medikamente, die auf das Temperarturregulierungssystem im Gehirn wirken. 

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