Die Wechseljahre bringen viele körperliche Veränderungen mit sich – einige spüren wir deutlich, andere eher schleichend. Eine häufige, aber oft unterschätzte Begleiterscheinung sind Schmerzen und Steifheit im Bereich der Hüfte, die auch die Beine, den Po, das Becken oder den unteren Rückenbereich in Mitleidenschaft ziehen können. Im folgenden Beitrag dreht sich alles um mögliche Gründe und Therapie-Möglichkeiten. Spoiler: Je nachdem, wo der Schmerz sitzt, sind Yoga-Übungen ratsam oder nicht.
Im Wechsel: Die Hüfte und die Hormone
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Die Hüfte schmerzt – woher kommen diese Beschwerden? Wie so oft sind hormonelle Veränderungen der häufigste Grund: Der Östrogenspiegel spielt eine wichtige Rolle für unsere Knochendichte und das Bindegewebe. Weniger Östrogen begünstigt Osteoporose, die Abnahme der Knorpelmasse und bedeutet auch weniger Elastizität im Gewebe rund um die Hüftgelenke. Manche Frauen entwickeln in dieser Zeit erste Anzeichen einer Arthrose, besonders in den großen Gelenken wie Hüfte oder Knie. Der Knorpel wird dünner, Bewegung kann schmerzen. Last, but not least: Mit zunehmendem Alter bauen wir Muskelmasse ab – ein natürlicher Prozess, der ohne gezieltes Training und proteinreiche Kost schneller voranschreitet. Und weniger Muskeln bedeuten weniger Stabilität für das Hüftgelenk. Progesteron hingegen sorgt unter anderem für ein starkes Bindegewebe, das sich auch um unsere Gelenke und unsere Muskulatur herum befindet. Geht der Progesteronspiegel zurück, wirkt sich das auf unser Bindegewebe aus, was die Hüfte anfälliger für Beschwerden macht.
Hips don't lie: Hüftschmerzen und negative Emotionen
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Woher wir das wissen? Aus eigener Erfahrung, durch Gespräche mit Betroffenen und aus einem neuen Buch zum leider oft vernachlässigten Thema Hüftgesundheit: Autorin Nadine Weiland kombiniert in Hips don't lie (Komplett Media Verlag) persönliche Anekdoten aus ihrer Erfahrung als Yogalehrerin mit anatomischem und psychologischem Hintergrundwissen. Sie nimmt uns mit durch praktische Tipps und leicht umsetzbare Übungen, die nicht nur die Hüften stärken, sondern auch das emotionale Gleichgewicht fördern.
Weiland geht das Thema ganzheitlich an: Die Hüfte der Frau unterscheidet sich im grundlegenden Aufbau der Anatomie nicht von der eines Mannes. Hormonelle Schwankungen, Schwangerschaften und die Anforderungen des Alltags machen die weibliche Hüfte jedoch besonders anfällig für Verspannungen und Schmerzen, schriebt sie: Neben Bewegungsmangel und einseitigen Belastungen stehen Frauen oft vor zusätzlichen Herausforderungen. Viele jonglieren zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen – ein Spagat, der emotional und körperlich belastend sein kann. Die Hüfte der Frau verrät sehr viel über ihre emotionale Welt. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der weiblichen Energie, sie steht für das Leben und die Fortpflanzung und verleiht dem Körper dabei Balance und Stabilität.
Psoas: Welche Rolle der Seelenmuskel spielt
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Wer eher pragmatisch veranlagt ist, wird dem wahrscheinlich nicht viel abgewinnen können. Tatsächlich gibt es aber die Vorstellung, dass die Hüfte Stress, Angst und sogar unbewältigte Traumata speichern kann, insbesondere der Psoas-Muskel, der auch als Seelenmuskel bezeichnet wird. Bei negativen Emotionen kann dieser Hüftbeuger – der wichtige eine Rolle beim Stehen, Gehen und bei der Aufrichtung des Rumpfes spielt – unbewusst angespannt werden, um uns zu schützen. Der dauerhaft angespannte und damit verkürzte Psoas wiederrum kann Druck auf das Hüftgelenk ausüben, das Becken nach vorn kippen, unausgeglichene Belastungen des Hüftgelenks verstärken, andere Muskelgruppen überlasten, die Beweglichkeit der Hüfte einschränken, zu einem Hohlkreuz führen und dadurch Schmerzen beim Gehen, Laufen, Aufstehen oder Sitzen verursachen.
Die psychosomatische Verbindung zwischen Emotionen und Körper ist eng, daher sind die Tipps der Yoga-Expertin nicht von der Hand zu weisen. Und die reichen von Entspannungs- und Reflexionsübungen über das Öffnen und Dehnen der Hüfte bis hin zur Kräftigung und Mobilisierung, auch Massagen mit der Faszienrolle werden empfohlen.
Gluteus-Tendinopathie: Achtung bei seitlichen Hüftschmerzen
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Bevor aber gedehnt, geöffnet und mobilisiert wird, ist es wichtig, die Ursache der Schmerzen zu ermitteln, um eine passende Therapie zu wählen. Oft sind (gerade sportliche) Frauen in den Wechseljahren von einer Gluteus-Tendinopathie betroffen, der Schädigung oder Reizung der Sehnen der Gesäßmuskulatur -– sie ist eine häufige Ursache für seitliche Hüftschmerzen. Wer nachts nicht lange auf einer Seite liegen kann, weil die betroffene Stelle bis in den Oberschenkel hinein so schmerzt, weiß sofort wovon die Rede ist.
Auch die Gluteus-Tendinopathie tritt häufiger bei Frauen während der Wechseljahre auf – aufgrund des hormonellen Rückgangs und der damit verbundenen verminderten Kollagenproduktion in den Sehnen.
Da es sich bei einer Tendinopathie nicht um ein Längenproblem der Sehne handelt und diese auch nicht verspannt ist, wird von Dehnungsübungen dringlichst abgeraten. Vielmehr können diese die ohnehin empfindliche Glutealsehne reizen und die damit verbundenen Symptome verstärken. Ein/e Physiotherapeut:in verschreibt hingegen die optimalen Kräftigungsübungen für den Po, abhängig von Symptomen, dem Stadium und dem Fitnesslevel. Auch eine Hormonersatztherapie (HET) kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, sollte aber immer im Einzelfall immer mit der/dem Ärzt:in besprochen werden.
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