Hype oder Gamechanger? Für manche ist Longevity ein Unwort, für manche der Heilsbringer. Wie es richtig ausgesprochen wird, wissen gefühlt zwei Drittel der deutschsprachigen Bevölkerung nicht. How to pronounce longevity? – dazu finden sich zahlreiche YouTube- und TikTok-Videos im Netz. Auch nicht ganz so klar ist, was Longevity tatsächlich bedeutet. In einem Interview mit Wechselweise erklärt uns der Longevity-Arzt und Lifestyle-Mediziner Dr. Christos Bachtsetzis vom Longevity Center Europe mit Sitz in Zürich was dahintersteckt und warum der aktuelle Trend die Zukunft ist und auch für dich wichtig ist.
Longevity ist zum Hype geworden – was steckt dahinter? Was wollen wir erreichen?
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Tatsächlich, jeder benutzt heute dieses Wort – vom Plastischen Chirurgen bis hin zum Wellness-Coach – es ist ja auch fancy. Wörtlich übersetzt, steht es für Langlebigkeit. Die meisten von uns wollen ihre Lebensspanne verlängern und zudem gesund altern. Der Fokus von Longevity liegt daher in der Prävention. Denn unsere Gewohnheiten und unsere tägliche Routine haben großen Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und letzten Endes auf unsere Lebenserwartung. Leben wir achtsam, verfolgen wir einen gesunden Lebensstil und nehmen die ein oder andere Präventionsmaßnahme in Anspruch, können wir unsere Longevity positiv beeinflussen. Der Lebensstil spielt die wichtigste Rolle auf die Lebensdauer. Wir wissen, dass die Genetik nur zu 5 bis 10 Prozent Einfluss auf unsere Gesundheit hat, 90 Prozent sind epigenetische Einflüsse – sprich: wo wir leben und wie wir leben entscheidet darüber, wie es uns geht.
Die Grundsäulen der Lifestyle Medizin sind:
- Umweltbelastung: Saubere Luft und sauberes Wasser reduzieren Giftstoffe
- Ernährung: Nährstoffreiche Nahrung verbessert Energielevel und Gesundheit
- Bewegung: regelmäßige Bewegung verbessert Energiehaushalt, Stimmung und Fitness
- Sexuelle Gesundheit: Hormonelle Balance erhöht die Lebensqualität. Es ist wichtig, sich vor Erkrankungen zu schützen
- Schlafhygiene: Guter Schlaf sorgt für Regeneration und bessere Alltagsleistungen
- Soziale Kontakte: Starke Beziehungen fördern Glück, emotionale Belastbarkeit und allgemeine Lebenszufriedenheit
- Stressmanagement: Entspannung verbessert das emotionale Wohlbefinden
- Schädliche Substanzen: Der Verzicht fördert langfristig die Gesundheit
Was macht ein Longevity-Arzt?
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Lifestylemedizin wird zur Grundversorgung im 21. Jahrhundert. Statt nur Symptome zu behandeln, sehen wir als Longevity-Ärzte auf das vollständige Bild des Patienten und gehen dem Problem auf den Grund. Start ist ein ausführliches Patientengespräch, eine Anamnese. Dann folgt eine umfassende klinische Untersuchung des Blutes, des Herzkreislauf-Systems, des Bewegungsapparats, der Knochendichte und eine Körperanalyse bezüglich Muskulatur und Fett sowie des Darmmikrobioms und vieles mehr. Nicht zuletzt kann noch ein genetischer und epigenetischer Test wichtige Aussagen treffen. Das Gesamtbild zeigt uns, wo wir ansetzen müssen. Mit verschiedensten Maßnahmen können wir unser biologisches Alter reduzieren.
Was sagt das biologische Alter aus?
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Du bist zum Beispiel 55 Jahre alt – das ist dein chronologisches Alter. Dein biologisches Alter kann dagegen bei 45 Jahren liegen, aber auch bei 65. Das chronologische Alter ist ein sehr nützlicher Bezugspunkt, kann allerdings auch ein sehr irreführender Indikator für deine Gesundheit sein. Unser biologisches Alter hingegen sagt aus, wie fit und gesund wir tatsächlich sind. Ein niedriges biologisches Alter geht im Allgemeinen mit einem gesünderen Altern einher. Bestimmen lässt es sich besonders gut mit genetischen und epigenetischen Tests.
Wie kann ich mein biologisches Alter ohne hohe Kosten senken?
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Longevity-Maßnahmen müssen nicht teuer sein. Hier ein paar Tipps, die dir erfolgreich weiterhelfen können:
- Bewegung
Täglich 45 Minuten spazieren gehen (Tempo 4-5km/h – das sind etwa 3,5 Kilometer in 45 Minuten)
Krafttraining zwei Mal pro Woche: erhält die Muskelmasse und beugt Altersschwäche vor
Alltagsaktivität erhöhen: z.B. Treppe statt Aufzug, zu Fuß statt Bus, Fahrrad statt Auto - Ernährung
Nährstoffreiche Kost liefert Energie und verbessert die Gesundheit
Gemüse/Früchte – 5 Portionen pro Tag
Vollkornprodukte
Nüsse
Nicht überessen – essen, um zu leben, statt leben, um zu essen
Intervallfasten – dem Körper Chance auf Regeneration zu geben
- Erholung
Regelmäßiger Schlaf mit festem Schlafrhythmus – ermöglicht eine gute Zellregeneration (7-8 Stunden)
Keine Blaulichtbildschirme 45-60 Minuten vor dem Schlafengehen
- Gesunder Geist
Soziale Kontakte – täglich mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben
Stress reduzieren – Meditation oder Atemübungen
- Vorsorge
Regelmäßige medizinische Check-ups – im Idealfall jährlich
Kein oder moderater Alkoholkonsum
Kein Rauchen oder Vaping
Was bedeutet Longevity für Frauen in den Wechseljahren?
Für die Frau in den Wechseljahren gelten dieselben Grundsäulen als Einflussfaktoren. Die Vorgehensweise für den Longevity-Arzt ist ebenso gleich. Große Bedeutung haben für diese Altersgruppe zusätzlich die Hormone. Die Ermittlung eines Hormonstatus ist neben all den anderen Tests daher unerlässlich. Liegen alle Resultate auf dem Tisch, kann ein Plan erstellt werden. Manchmal sind große Umstellungen notwendig, manchmal ist nur ein Feintuning vorzunehmen.
Die ersten positiven Effekte zeigen sich üblicherweise nach ein paar Monaten. Ist eine Frau allerdings wirklich dabei und sie verändert ihren Lebensstil rapide, sind erste Resultate auch schon in ein paar Wochen möglich. Ein Beispiel: Hat eine Frau mit 45 ein biologisches Alter von 54 Jahren kann sie das mit umfassender Veränderung ihres Lebensstils und entsprechender Motivation schon innerhalb von sechs Monaten rückgängig machen. Ein guter Plan ist also von entscheidender Bedeutung – auch für dich.
Wie weit kann sich ein Mensch verjüngen?
Ich kenne keine Daten, dass irgendjemand realistisch jünger als ca. 10 Jahre unter seinem chronologischen Alter liegen kann. Großes Ziel laut Eric Verdin, Präsident und CEO des Buck Institutes for Research on Aging (California, USA), und damit der aktuellen medizinischen Forschung ist es, dass wir etwa 14 bis 17 Jahre länger leben könnten – und das wesentlich gesünder als bisher.
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