Stell dir vor, du wachst morgens auf und fühlst dich ungewöhnlich müde. Die letzte Erkältung steckt dir noch in den Knochen, und kaum bist du wieder fit, kündigt sich schon der nächste Infekt an. Vielleicht merkst du auch, dass kleine Verletzungen langsamer heilen oder dass du dich nach stressigen Tagen schneller ausgelaugt fühlst. Neben Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen verändert sich in den Wechseljahren nämlich etwas, das oft unsichtbar bleibt – dein Immunsystem.
Während sich dein Körper hormonell auf eine neue Lebensphase umstellt, geraten auch deine Abwehrkräfte in Bewegung. Östrogen und Progesteron, die dich viele Jahre nicht nur durch den Zyklus getragen haben, sondern auch dein Immunsystem gestärkt haben, nehmen nun ab. Dieser Rückgang wirkt sich direkt darauf aus, wie effektiv deine Abwehr auf Viren, Bakterien und Entzündungen reagiert.
Der Hormon-Umbruch: Was passiert in deinem Körper?
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Über Jahrzehnte hinweg haben Hormone dafür gesorgt, dass sich Körper und Immunsystem in Balancebefinden. Mit dem Beginn der Wechseljahre gerät dieses Gleichgewicht allerdings stark ins Schwanken. Zunächst kommt dein Zyklus durcheinander, später bleiben die Blutungen ganz aus. Hinter den merkbaren Veränderungen steckt ein Rückgang von Östrogen und Progesteron.
Du spürst Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme. Doch auch dein Immunsystem merkt dieses hormonelle Chaos – nur eben viel leiser, weniger offensichtlich, aber dafür mit spürbaren Folgen: Du bist anfälliger für Infekte, erholst dich langsamer und dein Körper reagiert sensibler auf Belastungen.
Östrogen stärkt deine Immunabwehr
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Östrogen sorgt nicht nur für die Fruchtbarkeit, sondern stärkt auch deine Immunabwehr. Es hilft deinen T- und B-Lymphozyten – jenen weißen Blutkörperchen, die maßgeblich an der Abwehr beteiligt sind –, Krankheitserreger zu erkennen, Antikörper zu bilden und Entzündungen einzudämmen. Manche Forscher:innen nennen Östrogen sogar ein natürliches Schutzschild.
Bildet dein Körper weniger Östrogen, fehlt diese schützende Kraft. Krankheitserreger haben leichteres Spiel, und stille Entzündungen können sich ausbreiten. Eine Übersichtsarbeit im Fachblatt Frontiers in Immunologyzeigt, dass Frauen nach der Menopause vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe bilden, während eine Hormontherapie diese Werte senken kann.
Progesteron managt dein Immunsystem
Progesteron wird gerne als Wohlfühlhormon bezeichnet, dabei hat es auch eine bedeutende Rolle für dein Immunsystem. Es wirkt beruhigend auf das Immunsystem und sorgt dafür, dass es nicht überschießend reagiert. Während einer Schwangerschaft schützt es das Baby, indem es überbordende Abwehrreaktionen verhindert. Fällt Progesteron in den Wechseljahren, dass kippt dieses Gleichgewicht. Dein Immunsystem neigt dann eher zu Überreaktionen.
Was bedeuten die Wechseljahre für deine Abwehr?
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- Infekte: Häufigere Blasenentzündungen oder Erkältungen gehören zu den typischen Begleitern. Auch trockene Schleimhäute spielen eine Rolle, weil sie Keimen weniger Widerstand leisten.
- Autoimmunerkrankungen: In Studien zeigt sich, dass Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Multiple Sklerose nach den Wechseljahren anders verlaufen können.
- Chronische Entzündungen: Forscher:innen berichten, dass postmenopausale Frauen häufiger chronisch erhöhte Entzündungswerte zeigen – ein Zustand, der als inflammaging bekannt ist.
Was du für dein Immunsystem tun kannst
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Auch wenn Hormone eine Hauptrolle spielen – du bist nicht machtlos. Es gibt viele Wege, wie du in dieser Lebensphase dein Immunsystem unterstützen kannst:
- Ernährung: Setze auf frisches Gemüse, Obst, Vollkorn und hochwertige Eiweiße. Beeren, Nüsse und grünes Gemüse liefern Antioxidantien, die deine Zellen schützen. Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinöl wirken entzündungshemmend, und Vitamin D ist für deine Immunbalance unverzichtbar.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung bringt Abwehrzellen in Schwung. Schon ein halbstündiger Sparziergang an fünf Tagen pro Woche kann den Unterschied machen. Wichtig: lieber moderat und regelmäßig als zu intensiv.
- Schlaf: Deine Immunzellen brauchen Regerationszeit. Ein dunkles, ruhiges Schlafzimmer und feste Schlafrituale helfen dir, besser zur Ruhe zu kommen.
- Stressabbau: Dauerstress schwächt die Abwehr. Gönn dir Pausen, probiere Atemübungen, Yoga oder Meditation – oder genieße einfach Zeit im Grünen.
- Medizinische Begleitung: Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über Möglichkeiten. Ihnen steht eine reiche Palette an Maßnahmen zur Verfügung – von der bioidenten Hormontherapie bis hin zu pflanzlichen Arzneien.
Hormontherapie – oft auch sinnvoll für dein Immunsystem
Vielleicht fragst du dich, ob eine Hormonersatztherapie (HRT) sinnvoll sein könnte. Die moderne HRT mit bioidenten Hormonen ist individuell dosiert und kann nicht nur Hitzewallungen lindern, sondern auch dein Immunsystem direkt stärken. Eine aktuelle Studie zeigt, dass HRT nicht nur typische Wechseljahresbeschwerden lindert, sondern auch die Immunfunktion stabilisieren kann – unter anderem durch die Reduktion stiller Entzündungen.
Ob das für dich in Frage kommt, solltest du gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin entscheiden – abhängig von deiner persönlichen Gesundheit, deinen Beschwerden und deinen Wünschen.
Fazit
Die Wechseljahre sind mehr als nur eine hormonelle Umstellung – sie verändern auch deine Abwehrkräfte. Sinkende Spiegel von Östrogen und Progesteron machen dich anfälliger für Infekte, fördern stille Entzündungen und können Autoimmunprozesse begünstigen. Doch du kannst gegensteuern: mit Ernährung, Bewegung, erholsamem Schlaf, Stressabbau und – wenn es für dich passt – medizinischer Unterstützung. Das ist doch gut zu wissen.
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