Kennst du das? In Sekundenschnelle bekommst du Hitzewallungen. Dein Zyklus spinnt. Mal bist du wütend, dann wieder traurig. Dein Körper fühlt sich irgendwie fremd an. Und niemand kann dir sagen, warum. Doch du spürst, irgendetwas stimmt hier nicht.
So geht es nicht nur dir. Allein in Deutschland sind rund 9 Millionen Frauen in den Wechseljahren, in Österreich sind es etwa 1 Million Frauen. Viele von ihnen stehen ratlos da.
Warum du oft keine Antworten bekommst
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Ein Hauptproblem, warum du oft keine Antworten bekommst: Die Endokrinologie (die Lehre von den Hormonen) ist kein Pflichtfach in der Ausbildung zum Facharzt für Gynäkologie – weder in Deutschland noch in Österreich noch in der Schweiz. Gehst du zum Hausarzt, heißt es oft, Gehen Sie zum Gynäkologen. Auch dort herrscht vielfach Ratlosigkeit – du wirst zum Endokrinologen weitergeschickt. Doch viele dieser Spezialist:innen wiederum beschäftigen sich eher mit Diabetes, Osteoporose oder Schilddrüsenproblemen als mit den Wechseljahren.
Für eine Frau in den Wechseljahren bist du oft einfach zu gesund. Also suchst du im Internet nach einer Lösung. Dort landest du in einem Dschungel aus Coaches, Heilversprechen und fragwürdigen Produkten.
Hormoncoach – Hoffnung oder Humbug?
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Sehr wahrscheinlich hast du schon vom Hormoncoach gehört. Das klingt modern, persönlich und hilfreich. Doch Vorsicht: Der Begriff Hormoncoach ist nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen – mit oder ohne medizinisches Wissen. Viele machen nur einen Crashkurs, erhalten ein Zertifikat, nennen sich Coach und beraten Frauen zu Hormonen. Manche mischen sogar homöopathische Hormone, weil sie ,echte? Hormone gar nicht verschreiben dürfen. Das ist nicht ungefährlich, sagt Marianne Krug, Allgemeinmedizinerin in Deutschland und Gründerin der Akana Akademie – seit 2018 eine Ausbildungsstätte für Hormoncoaches –, in einem Interview mit Wechselweise.net.
Ich habe selbst im Medizinstudium kaum etwas über Hormone gelernt, sagt sie. Erst durch ihre Praxis kam sie mit dem Thema in Berührung – und merkte, wie groß der Bedarf ist.
Was ein Hormoncoach wirklich wissen muss
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Ein seriöser Hormoncoach sollte vor allem wissen:
- wie der weibliche Hormonzyklus funktioniert
- welche bioidentischen Hormone es gibt
- wann Hormongaben sinnvoll oder riskant sind
- wie Laborwerte (Serum, Speichel, Urin) zu lesen sind
- wie sich Beschwerden wie Schlafstörugen, Gewichtszunahme, Hitzewallungen, Libidoverlust oder Depressionen hormonell erklären lassen
Außerdem sollte ein nicht-ärztlicher Hormoncoach im Idealfall immer mit Ärzt:innen kooperieren.
Hormonwissen für den Alltag
Die Rolle von Hormoncoaches sollte, mit fundierter Ausbildung, jener von Ernährungsberater:innen oder Physiotherapeut:innen gleichgestellt sein, fordert Marianne Krug. Früher musste der Allgemeinarzt alles wissen – heute gibt es Spezialisierungen. Genau das wünsche ich mir auch für die hormonelle Beratung.
Denn Hormone sind weit mehr als nur Sexualhormone: Östrogene, Progesteron, Testosteron, Cortisol oder DHEA – sie alle steuern lebenswichtige Prozesse in unserem Körper:
- Stoffwechsel
- Nervensystem
- Schlaf
- Libido
- Muskel- und Knochenaufbau
- Emotionale Stabilität
Hormone betreffen fast jede unserer Körperfunktionen. Doch das Wissen darüber fehlt vielerorts – sogar in der Medizin.
Wie finde ich einen seriösen Hormoncoach?
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Wer über eine hormonelle Beratung nachdenkt, sollte sehr gezielt nachfragen:
- Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht?
- Arbeiten Sie mit Ärzt:innen zusammen?
- Welche Methoden nutzen Sie?
- Welche Hormone behandeln Sie – und wie?
Ein seriöser Hormoncoach kennt seine Grenzen und verweist bei medizinischen Fragen an Fachärzt:innen – und arbeitet vor allem nicht mit Wunderhormonen und Pseudotherapien.
In Deutschland bietet die Akana Akademie nahezu alleinstehend eine Ausbildung für Ärzt:innen und medizinisches Fachpersonal sowie fachlich Interessierte. In Österreich bemüht sich das Netzwerk für bioidente Hormone um eine qualitativ hochwertige Grundausbildung.
Hormoncoach – eine Chance, wenn man genau hinschaut
Die Wechseljahre sind kein medizinisches Randthema – sondern ein Lebensabschnitt mit echten Herausforderungen. Hormoncoaches können eine wertvolle Brücke zwischen Arzt und Patientin sein – wenn sie seriös ausgebildet sind und klar in ihrer Rolle bleiben. Der Markt ist groß – aber leider auch voller Grauzonen.
Wie dein nächster Schritt aussehen soll
Wenn du das Gefühl hast, deine Hormone spielen verrückt, dann:
- Sprich mit deinem Arzt – bestehe auf Untersuchungen
- Suche dir nur Hormoncoaches mit fundierter Ausbildung
- Frag nach Kooperationen mit Ärzt:innen
- Lass dich nicht von Heilversprechen täuschen
Fazit: Dein Körper gehört dir. Deine Hormone auch. Und du hast das Recht, dich wohlzufühlen. Hol dir also Hilfe, die du wirklich brauchst. Ein Hormoncoach kann eine große Hilfe sein – wenn er oder sie gut ausgebildet ist. Er ersetzt aber niemals einen Arzt.
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