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Verena Scheitz: „Mein Lack ist noch lange nicht ab!“

Sind Frauen über 50 in TV-Moderation nicht mehr "frisch" genug? Nach ihrem Aus beim ORF hat das Multitalent auch ihren beruflichen Wechsel gemeistert.

Willkommen bei meiner Vorstellungsrunde: Ich bin 54 Jahre alt – oder jung? Schon da fängt es an, dieses Einordnen in Schubladen, in die keine von uns gerne gesteckt wird. Mein Geld habe ich bisher als Moderatorin, Kabarettistin und singende Schauspielerin verdient. Ich lebe in einer stabilen Partnerschaft ohne Trauschein, habe keine Kinder, dafür zwei Hunde. Nebenbei bin ich aber auch eine ausgezeichnete 24-Stunden-Pflegerin meiner Eltern (manchmal auf Standby, manchmal im Volleinsatz), Alltagskoordinatorin und Hundesitterin – unbezahlt, ungelobt, aber immer verlässlich.  

Zwischen drei und fünf Uhr früh bin ich wach 

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Mein Wechsel kam schleichend: Die Menstruation blieb erst aus, kam dann plötzlich zurück, um mich nach Jahren wieder mit voller Wucht zu überraschen. Irgendwann habe ich aufgehört, darüber Buch zu führen – sie soll machen, was sie will, sie nervt ohnehin nur. Hat sie eigentlich immer, wenn ich ehrlich bin. Bauchkrämpfe, Übelkeit, miese Laune – unsere Beziehung war respektvoll, aber nie freundschaftlich.Von den  

Wechseljahren selbst hatte ich mir eigentlich mehr erwartet. Aber ich muss gestehen: Mir fehlte schlicht die Zeit, mich intensiver damit auseinanderzusetzen. Ja, es gab Hitzewallungen. Ja, auch Schlafstörungen – die mich bis heute begleiten. Ob das Sorgen sind, Hormone oder schon die berühmte „senile Bettflucht“, weiß ich nicht. Zwischen drei und fünf Uhr früh bin ich wach, darum gehe ich einfach früher schlafen – damit ich wenigstens für meine Schlafstörung ausgeschlafen bin. Vielleicht ein Teufelskreis, aber so funktioniert?s für mich. 

Im Fluss bleiben – trotz Fuß- und Kreuzschmerzen 

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Einschneidender war etwas anderes: Mit 50 habe ich mir beim Stolpern über die Hundeleine alle Bänder im linken Knie gerissen. Da wurde mir meine körperliche Verletzlichkeit schlagartig bewusst. Wochenlang Zeit zum Nachdenken – über mich, mein Leben, die zweite Lebenshälfte.  

Kurz dachte ich: Vielleicht wird das alles gar nicht so großartig, wie ich?s mir vorgestellt hatte. Betonung auf kurz – denn bald stand ich wieder vor der Kamera, machte Physiotherapie in jeder freien Minute. Stillstand war nie mein Ding. Ich muss im Fluss bleiben – von mir aus auch in einem reißenden Strom.  

Vor dem Wechsel selbst hatte ich keine Angst. Alles, was frau nicht beeinflussen kann, nehme ich an. Ich war neugierig auf dieses neue Terrain. Und wenn es dann unspektakulär verläuft, wie bei mir – bitte sehr. Kein Drama, keine großen Erkenntnisse, einfach Alltag. Ich hätte es mir fast intensiver gewünscht.  

Natürlich, älter werden hat generell seine Tücken. Um die 50 kamen Kreuzschmerzen dazu – und, ja, die Füße tun weh. Nicht lachen! Genau das nervt mich am meisten: diese kleinen, gemeinen Anzeichen, dass der Körper mehr Fürsorge braucht. Aber er funktioniert. Wenn ich trainiere, baut er Muskeln auf. Wenn ich faul bin, zeigt er?s mir. Esse ich mehr, nehme ich zu – esse ich bewusster, dankt er?s mir. Ich liebe Sauna, danach eiskaltes Wasser – man fühlt sich gleich so frisch! (Zum Thema Frische komme ich gleich noch.)  

Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Körper sehr zufrieden. Er kooperiert, wenn ich zum Yoga, Pilates, Schwimmen oder Skifahren will. Dafür bin ich dankbar – auch wenn er mehr Geduld verlangt. Das ist völlig in Ordnung für mich. 

Mit 54 plötzlich arbeitslos zu sein, ist kein Spaß. 

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Doch dann kam dieses Wort in einem anderen Zusammenhang daher: Frische. „Wir wollen frischer werden“, sagten sie beim ORF, als es um die Vertragsverlängerung meiner Moderationstätigkeit bei Studio 2 ging. Ich war zuversichtlich hingegangen – dachte, man würde mich fragen, ob ich noch ein, zwei Jahre weitermachen oder Beiträge hinter der Kamera gestalten wolle. Stattdessen erklärten mir zwei ältere Herren, man wolle „frischer werden“. Alles legitim – man kann eine Sendung umgestalten, neue Gesichter ausprobieren. Aber man darf schon fragen, warum zwei Moderatorinnen ausgetauscht werden, während die gleichaltrigen oder älteren männlichen Kollegen bleiben. So viel zur „Frische“.  

Ich habe zwei, drei Monate daran herumgekaut, wollte aber kein großes Drama und meinen männlichen Kollegen wollte auch nicht schaden. Trotzdem: Mit 54 plötzlich arbeitslos zu sein, ist kein Spaß. Klar, ich habe Kabarett, Theater, viele Standbeine – aber etwas mehr Vorlauf wäre schön gewesen. Bewerbungen, Castings, neue Ideen – das braucht Zeit. 

Ich spüre, dass noch viel Neues auf mich zukommt. 

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Heute bin ich dankbar. Ich habe gute Arbeit gemacht, mir nichts vorzuwerfen. Und jetzt bin ich mit neuen Projekten glücklich beschäftigt. In meinem aktuellen Kabarettprogramm „Der Lack ist ab“ mit  Tom Schreiweis verarbeite ich vieles – mit Augenzwinkern, Souveränität und Humor. Der hilft, relativiert, schafft Distanz und rückt so manches ins rechte Licht. Mit zunehmendem Alter wächst dieses neue Selbstverständnis. Früher hätte ich mich nicht getraut, so offen und witzig zu sagen, was ich denke – heute schon.  

Der Wechsel ist auch Befreiung. Und ja, es ist zwar ein Kalenderspruch, aber er stimmt: Geht eine Tür zu, öffnen sich zehn andere. Ich spüre, dass noch viel Neues auf mich zukommt. Gerade wir Frauen sind für solche Veränderungen besonders empfänglich. Ich weiß noch nicht genau, wohin all das führt, aber ich darf wählen, gestalten – und das ist großartig. Dieses Bewusstsein hatte ich mit 20 oder 30 nicht. Damals war ich getrieben vom „Erledigen-Müssen“. Heute weiß ich: Ich kann das. 

Schönheitsdruck? Ich brauche meine Mimik! 

Auch optisch finde ich meinen Weg. Ich mag mich, aber klar – Falten sind Thema, besonders, wenn man lange und immer wieder vor der Kamera oder auf der Bühne steht. Doch jede Frau entscheidet selbst, was sie tun oder lassen will. Vielfalt ist wunderbar. Ich selbst habe mal mit Hyaluron experimentiert – Stichwort hängender Mundwinkel, Zornesfalte – aber es war kontraproduktiv. Ich brauche meine Mimik fürs Kabarett, fürs Spiel. Außerdem gibt es heute so viele spannende Rollen für Frauen über 50.  

Trotzdem wächst der gesellschaftliche Druck: superglatte Stirn, volle Lippen und null Mimik sind im Trend – es braucht Stärke, sich dem zu widersetzen. Wie Männer mich im Wechsel wahrnehmen, ist mir hingegen völlig egal. Wahrscheinlich habe ich durch meine Fernsehzeit gelernt, mit Kritik an meinem Äußeren umzugehen. Heute zählt, was ich über mich denke – innerlich wie äußerlich.  

Ich bin überzeugt: Die Lebenseinstellung spiegelt sich im Gesicht, in der Haltung, im Auftreten. Und das sieht man mit den Jahren immer deutlicher. Mehr bei sich zu sein, aber dennoch offen zu bleiben – gesund, neugierig, positiv, liebevoll mit sich selbst: So darf es gerne bleiben! 

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