Sabine Schuster: "Der Wechsel ist wie die Pubertät - nur mit Führerschein!"
Die Erwachsenenbildnerin und Achtsamkeitstrainerin erhebt ihre Stimme gegen das Tabu der Wechseljahre. Und begnet dem Hormonchaos mit Humor.
Ich darf mich vorstellen: Sabine Schuster, 53 Jahre jung, selbständige Vortragende, zertifizierte Erwachsenenbildnerin, Achtsamkeitstrainerin und Wanderführerin für Erlebniswanderungen. Ich bin geborene Wienerin und lebe seit über 25 Jahren südlich der Stadt, genauer im schönen Weinort Tribuswinkel, der Heimat meines Mannes. Ich bin Mutter zweier wunderbarer, erwachsener Töchter und noch immer glücklich mit dem Vater der beiden verheiratet, zwei ältere Katzendamen runden die Familienidylle ab. Am liebsten erhole ich mich rund ums Jahr in der Natur, in unserem Garten oder vorzugsweise sportlich und am besten in den Bergen.
Als Frau und zweifache Mutter habe ich über den Lebensverlauf viele Veränderungen meines Körpers miterlebt und teilweise erleidet. Seit geraumer Zeit bin ich in den Wechsljahren – eine Phase, über die im Allgemeinen wenig gesprochen oder geschrieben wird. Und über die ich weit weniger aufgeklärt war, als über die Veränderungen in der Pubertät, der Schwangerschaft oder dem Wochenbett.
PMS und Stimmungschwankungen.
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Irgendwann Ende 30, Anfang 40 habe ich mit der Einnahme von Phytohormonen und medizinischen Kräutertees begonnen – auf Verschreibung meiner damaligen, sehr kompetenten Gynäkologin, weil ich stärker als gewohnt unter Stimmungsschwankungen litt. PMS war seit meiner Jugend und auch später während der Mutterschaft ein Thema. Auch die Pille habe ich nicht vertragen, die längere Einnahme ging mit Nebenwirkungen wie Libido-Verlust einher.
Ich war damals jedenfalls erstaunt, dass es schon so früh mit dem Wechsel losgehen sollte, und wandte mich, neben meiner Ärztin, auch an meine Mutter, die mir die Symptome bestätigte. Wechsel – das war bis dahin etwas, das ich nur von Oma und ihren Wallungen kannte, über die sie sich regelmäßig ausgeließ. Aber was wirklich passierte, darüber sprach sie nicht. Meine Oma bezeichnete ja auch die Regelblutung als unwohl sein, eine verschleiernde Umschreibung, die in dieser Generation wohl als schicklich galt.
Befreit von der monatlichen Last.
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Vieles veränderte sich in den folgenden Jahren – die ja nicht umonst Wechseljahre heißen: Die Regelbeschwerden wurden intensiver und vielfältiger. Diverse Nahrungsergänzungsmitteln halfen über etwa acht bis zehn Jahre sehr gut. Doch dann wurde es kritischer, die Blutungen wurden stärker und schließlich zu wahren Sturzblutungen.
Nachdem meine Gynäkologin überraschend an Brustkrebs verstorben war, was mich bis heute sehr berührt, fand ich eine neue Fachärztin mit Studienabschlüssen in Medizin und Psychologie. Sie berät und unterstützt mich auch heute noch in sehr professioneller Art und Weise. Inzwischen habe ich keine Periode mehr, bin also wahrscheinlich schon in der Postmenopause. Ich probiere immer wieder Körper und Seele unterstützende Nahrungsergänzungsmittel aus, trinke täglich meinen Frauentee und habe mich inzwischen mit der Tatsache arrangiert. Ich hoffe, dass die Regel auch weiterhin ausbleibt, sodass ich mich endlich als befreit von dieser monatlichen Last feiern kann.
Offen reden – das entlastet und erhellt!
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Im vergangenen Jahr belasteten mich die Corona-Pandemie und die 3. Covid-Impfung sehr, und ich suchte meinen Physiotherapeuten häufiger auf. Auch er bestätigte mir, dass ich in einer Übergangsphase bin. Ich liebe den Spruch Wechsel ist wie Pubertät, nur mit Führerschein! Er trifft den Nagel auf den Kopf. Ich versuche dem Chaos in meinen Gedanken, meinem Körper und den Stimmungsschwankungen mit Humor zu begegnen und habe zum Glück einen liebevollen und aufgekärten Mann, der mich bestmöglichst unterstützt.
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Als Trainerin arbeite ich seit Jahrzehnten großteils mit Frauen wie Pädagog:innen, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen oder auch Frauen in Führungspositionen. Das Thema Zyklus bzw. Wechsel spreche ich im Rahmen meiner Gesundheits-Workshops und Seminare regelmäßig an. Ich merke wie der Austausch und das Offen-darüber-Reden für uns alle entlastend und erhellend wirkt. Und ich mute dieses Thema auch den Männern zu. Als Erwachsenenbildnerin fühle ich mich gerade zu verpflichtet mitzuhelfen, dieses große Tabu zu brechen. Die Zeit ist reif, und ich bin es inzwischen auch. Ich habe meinen 50er nicht groß gefeiert, aber wenn ich irgendwann feststelle, die Monatsblutung ist tatsächlich Geschichte, schmeiße ich eine Party für alle meine Freund:innen!
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