Anastasia Stoyannides: „Ich lerne immer mehr, mich selbst zu lieben"

Meinen Geburtstag feiere ich im September, im vergangenen Jahr war es mein 57. Ich bin Griechin, geboren in Athen, Jungfrau im Sternzeichen, Mutter von zwei wunderbaren Kindern – eine Tochter mit 14 und einen Sohn mit 19 Jahren, die ich beide zu Hause zur Welt brachte, – und lebe in Wien. Ich bin derzeit Single, lebe mit meinen Kindern zusammen und fühle mich gesegnet, vom lebendigen Geist der Jugend umgeben zu sein. Ich beobachte, wie mein Mädchen mit ihrer Menstruation umgeht, mit welchen Tabus, Missverständnissen und Einschränkungen sie zu kämpfen hat. Beiden Kindern versuche ich ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper mitzugeben und ihnen beizubringen, was Menstruation für Frauen und für die Menschheit bedeutet.  

Ich selbst mochte es, meine Menstruation zu bekommen. Ich hatte das Glück, nicht unter starkem PMS zu leiden – es war nur ein paar Stunden unangenehm, dann fühlte ich mich euphorisch. Ich umarmte meine göttliche, weibliche Kraft. 

Was es sonst noch über mich zu sagen gibt? Da ist noch meine Yogaschule, die zu einer der ersten in Österreich zählt und die ich seit 1992 leite. Ein erfülltes Leben. 

Erste Wechselsymptome im Wandel der Generationen 

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Bei meiner Mutter begannen die Wechseljahre in sehr jungem Alter, mit 39. Sie litt heftig – und das in einer Zeit, in der Frauen darüber schwiegen und es noch keine individualisierte und bioidente Hormonbehandlung gab. Meine eigenen Wechseljahre begannen ziemlich plötzlich, ausgelöst von einem gesundheitlichen Problem. Einige Zeit lang war ich traurig. Es fehlte etwas Liebevolles ... wie wenn eine harmonische Partnerschaft zu Ende geht. Die Einnahme von gering dosiertem Progesteron, meine Yogapraxis, das Wissen über Naturheilkunde und einige Umstellungen meiner täglichen Gewohnheiten halfen mir über diese Phase hinweg, die zum Glück nur ein paar Monate dauerte. 

Die Libido – mein Hero in der Menopause 

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Dennoch löste die Menopause einige größere Umwälzungen in meinem Leben aus. Ich löste mich aus einer schmerzhaften Beziehung und verliebte mich in einen neuen Mann. Meine Libido und die Kraft, die Wünsche meines Körpers auszuleben, haben mir sehr geholfen, den Übergang gut zu bewältigen. Verrückt verliebt zu sein – das war das beste Geschenk, das mir in dieser Phase meines Lebens passieren konnte. Mein Körper wurde durch das emotionale Engagement genährt, was die hormonellen Veränderungen ausglich. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Libido ein großer Heiler in dieser Zeit der entscheidenden Veränderung sein kann. 

Menstruation und Menopause gehören enttabuisiert 

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Die Menopause war für mich ein wichtiger Kompass. So wie es auch meine Menstruation war. Ein Zeichen meines Körpers, das mich daran erinnert, dass wir eine Einheit mit ihm sind und wie weise unser Organismus ist. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass die Tabus, die für viele Frauen und Kulturen rund um das Thema Menstruation bestehen, auch für die Menopause gelten. 

Als Yogalehrerin habe ich das große Glück von achtsamen Menschen umgeben zu sein. Es war mir nie peinlich, mich mit anderen Frauen auszutauschen – mit Humor und Mitgefühl füreinander. Keine schweren Symptome zu haben, war mein Glück. So hatte ich Zeit, die neue Realität zu verdauen und mich an sie anzupassen. Aber ich kann mir vorstellen, dass sich Frauen unter anderen Bedingungen scheuen, sich zu diesem Thema zu äußern. Dann ist es wertvoll zu wissen, wem man sich anvertrauen kann! Neben konservativen Behandlungen kann auch die Komplementärmedizin dazu beitragen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Beide können sich ergänzen und eine große Hilfe sein. Es kommt auf die Frau und ihre individuellen Bedürfnisse an. 

Auch Männer kommen in die Wechseljahre 

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Es bedarf des Dialogs. Frauen müssen sich bewusst mit ihren Höhen und Tiefen und den verschiedenen Beschwerden in den Wechseljahren auseinandersetzen. Wir müssen uns gegenseitig mental stärken, damit wir uns in dieser Phase wertgeschätzt fühlen. Und ich ermutige Frauen, mit ihren Partnern, ihren männlichen Freunden und ihren Brüdern über ihre Erfahrungen zu sprechen. Auch Männer kommen in den Wechsel. Auch sie leiden oft unter den Folgen des biologischen Wandels. Aber sie haben selten den Raum auszudrücken, wie sie sich mit diesen Veränderungen fühlen. Wenn wir sensiblen Männern beim Erzählen zuhören, können wir uns vielleicht während dieses hormonellen Wandels weicher fühlen. Und wir würden uns weniger diskriminiert fühlen. 

Selbstliebe und mein Körper im Wandel 

Meine Wechseljahre begannen vor fast acht Jahren. Ich dachte schon, ich hätte es hinter mir. Doch die Veränderung geht weiter. In den letzten Monaten fühle ich das Verlangen nach tiefer Ruhe, nach einem Reset. Und ich höre darauf. Ich brauchte mehr Schlaf, also lege ich mich schlafen. Ich möchte meinen Körper nicht sportlich herausfordern, also mache ich entspannt Yoga, laufe und schwimme. Ich brauche Ruhe, also lese ich, höre Musik oder tue einfach nichts. Meine Haut verlangt danach, sinnlich berührt zu werden. Da ich nicht mehr in einer romantischen Beziehung bin, lerne ich, mich selbst zu streicheln. Ich lerne, wie ich zärtlich und sanft zu mir sein kann, etwa wenn ich meinen Körper eincreme. Wie man seinen Körper umarmt – gleich morgens, wenn man noch im Bett liegt. Diese Gesten der Selbstliebe sind ein Vertrag zur bedingungslosen Freundschaft zwischen Körper und Geist. 

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