Isabella Rossellini: "Mein Parfüm ist meine zweite Haut."

Isabella Rossellini ist genetisch nicht unbedingt benachteiligt, wenn es um die Schönheit geht. Oft wird sie mit ihrer berühmten Mutter – der schwedischen Schauspielerin Ingrid Bergman – verglichen. Tatsächlich sieht sie aus, wie deren Abbild – immer noch. 

Isabella Rossellini liebt das Leben in der Natur, abseits des Hollywood-Glamours. Mit ihren Kindern Elettra Rossellini Wiedmann und Adoptivsohn Roberto Rossellini verbringt sie so viel Zeit wie möglich auf ihrer Farm auf Long Island bei New York. 

Dass Isabella Rossellini mit ihren über 70 Jahren immer noch mit beiden Beinen im Modelbusiness steht, hat sie dem neuen Frauenbild in der Werbung zu verdanken – und dem Beautyriesen Lancôme, dessen Botschafterin sie, mit Unterbrechung, seit vielen Jahren ist. Im Interview spricht sie über ihr Bild von Schönheit, den Duft der Freiheit und das Leben im Allgemeinen. 

Die Welt hat eine turbulente Zeit hinter sich. Hat sich Ihre Vorstellung von Glück nach der Pandemie verändert?  

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Früher dachte ich, ich sei sehr nomadisch veranlagt, aber mit COVID gab es kein Reisen mehr, und das machte mir nichts aus. Das ist beruhigend, denn ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob ich mein ganzes Leben lang unterwegs sein könnte. Außerdem hat die Pandemie mir gezeigt, dass Make-up für mich wichtig ist. Die Tage, an denen ich aufgestanden bin, nichts zu tun hatte und im Pyjama blieb, endeten immer ein bisschen traurig. Die Tage, an denen ich aufgestanden bin, geduscht habe, mich geschminkt und gut angezogen habe, endeten glücklich. Es hat etwas Magisches, sich in Schale zu werfen und sich fertig zu machen. Das gibt Kraft und dem Tag Struktur. 

Ihr wichtigstes Make-up-Tool? 

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Ich erinnere mich immer noch an den Tipp eines Visagisten: „Wähle ein Merkmal, das du an dir magst und mache es größer." Mir haben meine Lippen gefallen, also habe ich sie rot angemalt. Bis heute habe immer einen roten Lippenstift in meiner Tasche. Selbst zum Schafe scheren. Denn wer weiß, vielleicht nimmt man noch einen Drink mit jemanden, wenn man nach Hause geht. 

Haben Sie auch modisch so einen Klassiker? 

Mir wurde einmal gesagt: Wenn du etwas magst, das bequem und elegant ist, kaufe dir mehr davon und mache es zu deiner Uniform. Meine Modeuniform besteht aus einer schönen schwarzen Hose und einem gut geschnittenen weißen Hemd. Mit Accessoires und Mänteln variiere ich den Look.  

Welche Rolle spielt Parfum in Ihrem Leben? 

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Eine sehr große – ich trage täglich Trésor. Außer ich bin bei den Bienen, die würde das zu sehr anziehen (lacht). Parfüm hat etwas Poetisches, wenn ich keines trage, vermisse ich es, auch wenn ich es nicht mehr wirklich rieche. Denn wenn man Parfüm jeden Tag benutzt, wird es wie eine zweite Haut. 

Was hat es mit Trésor auf sich? Gibt es dazu eine besondere Gesichte? 

Ich habe Trésor von Anfang an repräsentiert. Ich war jung und hatte gerade den Film Blue Velvet fertiggestellt, der damals sehr umstritten war. Lancôme entschied sich trotzdem für mich. Ich habe darauf bestanden, in den Prozess der Entstehung mit einbezogen zu werden. Warum ist der Flakon auf diese Weise gestaltet? Warum diese Farbe? Ich wollte alles wissen, um in Interviews mehr sagen zu können als: „Ich mag dieses Parfüm.“ 

Irgendwann habe ich dann die Parfümeurin Sophie Grossman getroffen und von ihr erfahren, dass sie dieses Parfüm kreiert hatte, nachdem sie Casablanca gesehen hatte, den berühmtesten Film meiner Mutter. Sie wusste, dass sie etwas Außergwöhnliches geschaffen hatte und behielt die Rezeptur lange Zeit für sich. Bis Lancôme auf sie zukam, und in weiterer Folge ich. Natürlich haben wir diese Geschichte gerne erzählt, weil wir es unglaublich fanden, dass so etwas passieren konnte. 

Haben sich die Pflegeroutinen in den letzten Jahren verändert? 

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Ich denke, heute wollen wir nicht mehr als 20 Minuten täglich vor dem Spiegel stehen. Frauen haben Familien und einen Job. Sie müssen Kinder zur Schule fahren, sie abholen und dazwischen zur Arbeit gehen. Dazwischen auch noch eine Stunde lang eine Maske aufzulegen – das macht niemand.  

Was haben Sie Ihrer Tochter über Schönheit und Wellness beigebracht? 

Ihr Focus liegt aber mehr auf dem Augen-Make-up. Sie hat sehr schöne Augenbrauen. Aber wir sitzen nicht herum und reden darüber, wie man schön sein kann. Sie ist verheiratet. Sie hat Kinder. Ich denke, dass Make-up für sie ein Zeichen dafür ist, dass sie sich wohl fühlt und Spaß hat.  

Was ist für Sie die wichtigste Botschaft in Bezug auf Schönheit, die Sie an die jüngere Generation weitergeben möchten? 

Die Vorstellung, dass wir Make-up benutzen, um Männer zu verführen, ist altmodisch. Ich glaube, Frauen benutzen Make-up genauso wie Männer einen schönen Anzug, ein gut geschnittenes Jackett und eine schöne Krawatte wählen würden – es ist eine Möglichkeit, sich zu präsentieren. 

Was tun Sie für Ihre mentale Gesundheit? 

Ich wache jeden Morgen auf und denke an all die positiven Dinge, die ich in meinem Leben habe. Wir alle haben Kummer und Schwierigkeiten. Das Leben macht uns allen zu schaffen, aber wenn man sich auf die wunderbaren Dinge konzentriert, hilft das, bei Laune zu bleiben. Ich meditiere ein wenig, aber ich bin nicht sehr diszipliniert. Ich tue es eher bei der Arbeit, weil es meiner Konzentration hilft. Es hilft mir, mich im Theater auf den Text zu konzentrieren.  

Haben wir heute ein stärkeres weibliches Rollenbild? 

Es wird besser. Aber wir sind aber noch lange nicht am Ende. Wenn man eine Schlacht gewonnen hat, kommt schon die nächste.  

Was ist das wichtigste Thema, dem sich Frauen heute stellen müssen? 

Für mich ist es die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die meisten Frauen arbeiten, und trotzdem sind Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub nicht gleichwertig. Es wäre für die Familie besser, wenn Männer lernen würden, Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, das ist der nächste Kampf. 

*Das Interview wurde von Lancôme zur Verfügung gestellt. 

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