Milliarden nützlicher Bakterien – in unserem Darm, auf unserer Haut und der Schleimhaut – spielen eine Schlüsselrolle für Gesundheit, Wohlbefinden und auch die Schönheit. Neuste Forschungen zeigen: Auch unser Mikrobiom ist von den hormonellen Umstellungen der Wechseljahre betroffen. Was das für die Schönheit bedeutet weiß Dr. Marie Drago, Pharmazeutin, Gründerin der Beauty-Marke Gallinée und Expertin für das Hautmikrobiom. Wechselweise traf sie zum Interview.
Hormone, Mikrobiom und Wechseljahre – was passiert im Körper?
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Dr. Drago: Das ist ein sehr junges Forschungsfeld, aber wir wissen bereits: Hormone und Mikrobiom beeinflussen einander. Bestimmte Mikroben im Darm etwa recyceln Östrogene und geben sie zurück in den Kreislauf. Wenn das Mikrobiom gesund ist, sinkt der Östrogenspiegel langsamer und die Beschwerden in der Menopause fallen milder aus.
Bei Mikrobiom denkt man oft zuerst an Verdauungsprobleme ?
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Dr. Drago: Blähungen, Völlegefühl oder Darmträgheit werden tatsächlich oft als Wechseljahressymptom übersehen. Gerade in den Wechseljahren zeigt sich, wie eng Mikrobiom und Hormonhaushalt verbunden sind. Erste Studien belegen, dass Probiotika die typischen Beschwerden lindern können.
Welche Aufgaben hat das Haut-Mikrobiom?
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Dr. Drago: Das Mikrobiom der Haut hat zwei zentrale Aufgaben: Es stärkt die Hautbarriere und reguliert Entzündungen. Gerät es aus dem Gleichgewicht – etwa durch hormonelle Veränderung – wird die Haut trockener, empfindlicher und neigt eher zu Problemen wie Rosacea, Ekzemen oder Akne. 70 Prozent aller Frauen berichten heute von sensibler Haut. Ein ungesunder Lifestyle und zu aggressive Hautpflege tragen wesentlich dazu bei.
Worauf soll man bei der Hautpflege in der Menopause achten?
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Dr. Drago: Viele Frauen verwenden zu scharfe Reinigungsprodukte, die die Vielfalt der Mikroben zerstören – deshalb halte ich auch nichts von der so genannten Doppelreinigung. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass schon eine einzige Dusche mit einem aggressivem Reinigungsprodukt das Mikrobiom verändern kann und manche Bakterien danach nie zurückkehren.
Für die Reinigung von Gesicht, Körper und vor allem den sensiblen Intimbereich empfehle ich ein einfaches Seifenstück mit dem richtigen pH-Wert – das reicht völlig aus, um die Haut zu reinigen. Unser fester Reinigungskörper mit pH5 wurde sogar gynäkologisch getestet. Man kann ihn für?s Gesicht, den Körper, den Intimbereich und sogar für Babys verwenden.
Kann sich ein gestörtes Hautmikrobiom wieder regenerieren?
Dr. Drago: Wenn das Mikrobiom einmal zerstört ist, kommt es leider nicht wieder. Aber man kann es deutlich verbessern. Wir sehen in Studien, dass sich die Hautflora schon nach zwei Wochen erholt, wenn die richtigen Produkte verwendet werden. Wichtig ist vor allem, die Hautbarriere nicht noch weiter zu schwächen: Sanfte Reinigung und eine Pflege mit den passenden Inhaltsstoffen, die das Hautmikrobiom stärken, kann viel helfen. Auch in Bezug auf Ernährung – fermentierte Lebensmittel wie Kimchi oder auch Joghurt und Kefir sind gut – kann man jeden Tag etwas für sein Mikrobiom tun.
Welche Ergebnisse der Forschung haben Sie am meisten überrascht?
Dr. Drago: Wir dachten immer, Vielfalt sei ein Zeichen von Gesundheit. Bei reifer Haut scheint zu viel Diversität das Altern jedoch zu beschleunigen.
Besonders spannend: Es gibt nicht nur eine Art von Akne-Bakterium, sondern zwei. Die entzündliche Variante ist verantwortlich für Pickel und Hautunreinheiten. Die zweite Variante hingegen ist eine gute: Sie produziert ein starkes Antioxidans (ROXP), das die Haut in der Tiefe schützt und so wie ein natürlicher Anti-Aging-Wirkstoff wirkt. Mit zunehmendem Alter verlieren wir dieses gute Bakterium, weil wir unsere Haut erstens zu stark reinigen und zweitens weniger Talg produzieren. Genau dieser Verlust beschleunigt die Hautalterung.
Was kann man noch tun, um die Haut in den Wechseljahren zu entlasten?
Dr. Drago: Wir wissen, dass es eine Darm-Hirn-Haut-Achse gibt. Stress beeinflusst den Darm, der Darm wiederum die Haut und alle zusammen unser Wohlbefinden. In der Menopause ist das besonders deutlich spürbar. Ernährung und eine Pflege, die die Hautbarriere stärkt, können helfen, das Gleichgewicht zu stabilisieren.
Ihr goldener Tipp für Hautpflege ab 45?
Dr. Drago: Ganz klar: sanfte Reinigung. Nicht zu viel, nicht zu aggressiv. Die Haut wird mit dem Alter empfindlicher, das Mikrobiom leichter gestört. Deshalb sollte man minimalistischer reinigen und pflegen. Und immer an die guten Bakterien denken. Sie sind unsere besten Freunde.
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