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Psyche/Seele

Das hilft bei Panikattacken in den Wechseljahren

Das Hormonchaos in den Wechseljahren kann Frauen anfälliger für Panikattacken machen. Wie geht man am besten damit um? Wir haben nachgefragt.

Die Wechseljahre sind eine Zeit des Umbruchs – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Viele Frauen erleben während dieser Phase Zustände starker Ängstlichkeit oder gar Panikattacken, die sich anfühlen, als würde das eigene Herz rebellieren.  

Dabei ist es gar nicht so einfach, die Symptome auf Anhieb richtig zuzuordnen, denn es gibt mehrere mögliche Quellen. 

  • Oft liegt es am hormonellen Ungleichgewicht im Wechsel: Dieses kann nicht nur das emotionale Wohlbefinden beeinflussen und die Psyche anfälliger für Panikattacken machen, sondern auch physische Symptome wie Herzrhythmusstörungen verursachen, die sich wie eine Panikattacke anfühlen können. 
  • Die Auslöser der Angstzustände können auch unabhängig von hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren psychische oder körperliche Probleme sein.  

Und dann kommt noch hinzu, dass diese Ursachen sich manchmal gegenseitig beeinflussen oder gleichzeitig auftreten. Auch können Symptome einer Herzrhythmusstörung Angstgefühle verstärken, wodurch ein Teufelskreis aus Angst und körperlichen Beschwerden entstehen kann. Wie lässt sich das in den Griff bekommen?  

Dr. Bodo Kirchner, Facharzt für Innere Medizin, Psychosomatiker und Psychotherapeut in Salzburg, führt uns durch das Thema Panikattacken. Wir sprachen mit ihm über den richtigen Umgang damit, über präventive Maßnahmen und mentale Gesundheit in den Wechseljahren. 

Warum sind Frauen in den Wechseljahren anfälliger für Panikattacken? 

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Dr. Bodo Kirchner: Sexualhormone, die vieles im Körper regeln (und beispielsweise in der Schwangerschaft verstärkt vorhanden sind), werden in den Wechseljahren weniger. Man weiß, dass zum Beispiel das Hormon Progesteron eine stark beruhigende Eigenschaft hat. Wenn diese Hormone nun fehlen, wird das Nervenkostüm etwas dünner.  

So können dann belastende Ereignisse oder unbewusste Fantasien, die Angst-besetzt sind, eher Raum einnehmen. Jede Angstattacke ist ein Angriff auf die Seele, der paradoxerweise von derselben gestartet wird. Es ist etwas, das aus dem Inneren kommt. Manchmal gibt es äußere Auslöser – und die kommen in den Wechseljahren nicht gerade selten vor. Panikattacken können durch Ereignisse getriggert werden, die tagsüber oder nachts passieren und das Angstsystem hochfahren. Man kann das als eine Art Fehlalarm betrachten. Es wird eine Gefahr suggeriert, die nicht real, sondern nur imaginär ist und auf die sowohl Seele als auch Körper mit Alarmzustand reagieren. 

Wie kann man zwischen hormonell bedingtem Herzrasen, einem gesundheitlichen Problem und tatsächlichen Panikattacken unterscheiden? 

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Dr. Bodo Kirchner: Der Unterschied liegt in Intensität, Dauer und Verlauf der Symptome. Für eine psychische Ursache müsste diese auffindbar und ausreichend begründbar sein sowie mit der aktuellen biografischen Situation in Verbindung gebracht werden können. Reine Menopausensymptome treten zwar ebenfalls anfallsartig auf, aber ohne rezente biografische Belastungen. Körperliche Erkrankungen müssen biophysikalisch oder biochemisch nachgewiesen werden können. 

Die erste Panikattacke wird oft verkannt als eine körperliche Erkrankung, also zum Beispiel als Herzinfarkt, Schlaganfall oder einen Ausfall des Gleichgewichtsorgans. Typisch für Angstattacken sind Symptome, die mit Angst verknüpft sind – zum Beispiel die Angst,  

  • die Kontrolle zu verlieren, 
  • die Besinnung zu verlieren, 
  • umzufallen, 
  • zu sterben, 
  • verrückt zu werden. 

Meistens erfolgt die Abklärung über einen Allgemeinmediziner oder eine Notfallambulanz. Oft heißt es dann dort: „Sie haben nichts.“ Das ist nicht gerade beruhigend und bedeutet eigentlich: „Sie haben eine Angstattacke und wir trauen uns nicht, ihnen das zu sagen.“. Deswegen ist es wichtig zu fragen, ob das auch eine Panikattacke sein könnte. Zumal wenn Blutbefunde und EKG in Ordnung sind, ist die wahrscheinlichste Diagnose eine Panikattacke. 

Warum werden Frauen nicht direkt aufgeklärt?  

Dr. Bodo Kirchner: Weil manche Ärzte sich nicht trauen, psychische Diagnosen zu stellen. Inzwischen ist die Akzeptanz psychischer Krankheiten insgesamt schon viel besser geworden. Vor Jahrzehnten war das alles noch ein Tabuthema 

Ab wann ist es ratsam, ärztliche Hilfe aufzusuchen?  

Dr. Bodo Kirchner: Die erstbeste Gelegenheit nutzen! Gerade wenn man einen guten Hausarzt hat - oder einen Arzt mit Vertrauensbasis, das kann auch ein Gynäkologe oder ein Internist oder sonst wer sein. Es ist auch möglich, direkt zum Psychiater zu gehen und das abklären zu lassen, per Krankenschein oder beim Wahlarzt. Prinzipiell ist es am besten sich bei der ersten oder zweiten Angstattacke fachmännischen Rat zu holen.  

Wie sieht eine langfristige Perspektive aus? 

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Dr. Bodo Kirchner:  Oft hat man das einmal im Leben und dann nie mehr. Das hängt mit den äußeren Umständen zusammen: Manchmal gerät das Leben ein bisschen aus der Balance – und dann hat man es wieder im Griff. Es gibt aber doch Viele, die über Monate, Jahre und sogar Jahrzehnte darunter leiden. Und dann versuchen, es mit untauglichen Mitteln zu behandeln. 

Welche Behandlungsoptionen stehen Frauen zur Verfügung? 

Dr. Bodo Kirchner: Meistens wird der Arzt entweder zu medikamentöser Behandlung oder zur Psychotherapie raten oder zu beidem. Das ist eine Frage der Intensität der Angstattacken: Viele lassen sich psychotherapeutisch gut behandeln, da braucht es keine Medikamente. Aber es gibt natürlich auch solche, die so intensiv und so häufig auftreten, dass dann eine Medikation notwendig ist.  

Das richtet sich auch nach der Motivation der betroffenen Patientinnen. Es gibt Leute, die sagen: “Ich will das einfach weghaben, ohne über meine Probleme oder inneren Zustände zu reden.” Dann bleibt leider nur die medikamentöse Behandlung. Leute, die mehr auf Einsicht, Reflexion und Nachdenklichkeit gepolt sind, können wesentlich mehr von einer Psychotherapie profitieren – weil es da um die Ursachen geht, aber auch um Strategien der Behandlung im akuten Angstanfall.  

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit – wenn ein Hormonstatus nahelegt, dass Hormonmangel eine Ursache sein kann –,  ist die Hormonersatztherapie (LINK), hier müssen aber immer Risiken und Wirksamkeit abgewogen und gemeinsam mit dem Arzt besprochen werden. 

Inwiefern kann man mit Lebensstiländerungen vorbeugend entgegenwirken? 

Dr. Bodo Kirchner: Man weiß, dass ausreichend Bewegung einen wichtigen Ausgleich bietet, vor allem, wenn jemand einen stressigen Beruf hat. Workouts, Ausdauertraining an der frischen Luft, Waldbaden – das sind alles Möglichkeiten, präventiv zu arbeiten. Über die Ernährung lässt sich wenig sagen, außer dass alle Substanzen, die stimulieren – vor allem Koffein und Energydrinks – eine Angstattacke begünstigen können. Beruhigende Substanzen wie Melissentee können hilfreich sein, um eine ausgeglichenere Basis zu schaffen. 

Wie lässt sich die Psyche in den Wechseljahren stärken? 

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Dr. Bodo Kirchner: Durch alle Formen der Meditation und Achtsamkeit. Auch exotische Bewegungsmeditationen, wie Qigong oder Tai Chi, sind oft hilfreich, weil da eine körperliche und psychische Balance hergestellt wird. Und auch die klassischen Meditationstechniken sind sehr zu empfehlen. Ebenso Yoga. Ich denke, wichtig ist eher, dass man etwas macht, nicht was man macht. Was mir gut tut, ist auch wirksam. 

Können Familienmitglieder und Freunde helfen? 

Dr. Bodo Kirchner: Ja, auf jeden Fall, indem Sie einbezogen werden. Viele Patientinnen haben das Problem, dass sie das geheim halten wollen und niemandem sagen, dass es ihnen schlecht geht. Wenn der Partner oder die Familie aufgeklärt werden, können sie unterstützend sein: Indem sie die Betroffene entlasten, nicht alleine lassen und beruhigend auf sie einwirken; zum Beispiel über Aktivitäten. Denn diese können Angstattacken unterbrechen.  

Körperliche Aktivität – vor allem Anstrengende, die mit einer gewissen Konzentration einhergehen. Am besten wäre Balancieren auf einem Seil, aber das hat man nicht immer zur Verfügung. Oder Radfahren. Und zwar durchaus bergauf. Das baut das Adrenalin ab, das den Körper durchflutet und schafft andererseits Selbstwirksamkeit und das Bewusstsein für Kompetenz. Man kann gegen eine Attacke gewissermaßen anradeln, antreten oder anschwimmen.  

Immer am besten sind Formen der Aktivität, die mit Konzentration und körperlicher Anstrengung, aber auch mit ein bisschen „Gefahr” einhergehen. Viele Menschen mit Angstattacken sitzen ich im Auto und warten, bis es vorüber ist. Besser ist aussteigen und zum Beispiel einen Sprint einlegen oder Stiegen hinauf- und wieder hinunterlaufen. Da muss man sich konzentrieren, da muss man bei der Sache sein. In dem Moment, in dem man etwas tut, wird das Angstzentrum wieder zurückgefahren.  

Was sollten Betroffene lieber vermeiden? 

Dr. Bodo Kirchner: Eine der gefährlichsten Substanzen ist Alkohol. Der wirkt unmittelbar beruhigend, entspannend und angstlösend. Auch Rauchen hilft. Aber beides kann man nicht wirklich empfehlen. Mit Vorsicht würde ich ebenso mit Beruhigungsmitteln – im pharmakologischen Sinne – umgehen. Die können zwar manchmal notwendig sein: Es gibt Menschen, die müssen Tranquilizer, Beruhigungstabletten oder Tropfen nehmen, um überhaupt rauszukommen. Aber es ist eine ungünstige Konditionierung, dass man dann immer diese Substanzen braucht. Es gibt auch harmlosere pflanzliche Substanzen aus Baldrian, Hopfen oder Lavendel. Da ist die Frage, ob das auch tatsächlich wirkt. Es gibt aber Menschen, die sprechen gut darauf an.  

Gibt es Tools, um Panikattacken selbst zu bewältigen? 

Dr. Bodo Kirchner: Selbstwirksamkeit ist wichtig. Diese kann man erlangen, indem man die Angstattacke als Herausforderung wahrnimmt. Verzeihen Sie mir die direkte Rede, aber man muss sagen: „Du scheiß Angst, ich mach dich fertig.” So hat man die richtige Einstellung, dann springt die Selbstverteidigung an und man kann im besten Fall automatisch das Programm abspulen, das man vorher eingeübt hat. Was nicht gut ist, ist im Sessel sitzen und warten, dass es vorübergeht.  

Irgendwann geht zwar jede Angstattacke auch vorbei, aber es kann sehr quälend sein und Stunden dauern. Besser ist es, die Beine in die Hand zu nehmen und gegen die Angst anzukämpfen. Entscheidend ist, dass ich aus der passiven Position des Häschens in der Grube, das Angst hat vor dem bösen Wolf, hinauskomme, dann die Zähne fletsche und sage: “Jetzt gehe ich auf Gegenangriff über. Ich werde es dir schon zeigen.” 


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