Kennst du das? Früher war alles leichter. Du hattest Energie, Lust, Neugier auf das Leben – und plötzlich ist da dieser Stillstand. Du fühlst dich müde, gereizt, kraftlos. Du schläfst schlechter, die Gedanken drehen sich, und auch dein Sexualleben ist nicht mehr so befriedigend wie es einmal war.
Die Antwort liegt oft nicht nur im Östrogen, sondern in einem Hormon, das kaum jemand auf dem Radar hat: Das Testosteron – ja genau, das Männerhormon. In Wahrheit ist es auch ein Frauenhormon – es macht dich stark, lebendig und begehrlich.
Warum Testosteron so wichtig für dich ist
%CONTENT-AD%
Testosteron ist viel mehr als ein Sexualhormon. Es ist dein innerer Motor – verantwortlich für Antrieb, Energie, Muskelkraft, Fokus und Lust. Zu einem großen Teil – zu mindestens 50 Prozent – wird es in den Eierstöcken gebildet, der Rest in den Nebennieren.
Schon ab etwa 20 bis 25 Jahren beginnt die Produktion langsam zu sinken. Spätestens mit den Wechseljahren spürst du die Veränderung:
- Du fühlst dich antriebslos, erschöpft oder ausgebrannt.
- Dein Kopf ist voll, aber du kannst dich kaum konzentrieren.
- Die Lust auf Sex oder Nähe ist kaum noch da – auch wenn du dich eigentlich verbunden fühlst.
- Deine Muskeln schwinden, die Figur verändert sich, alles fühlt sich schwerer an.
Ein sinkender Testosteronspiegel kann viele deiner Beschwerden erklären. Während Östrogenmangel meist Hitzewallungen oder Trockenheitsprobleme verursacht, zeigt sich Testosteronmangel subtiler, erklärt Prof. Johannes Ott, Endokrinologe an der Medizinischen Universität Wien, im Gespräch mit Wechselweise.
Wie du erkennst, ob Testosteron fehlen könnte
%MEDIUM-RECTANGLES%
Ein Bluttest kann Hinweise geben, aber entscheidend ist, wie du dich fühlst.
Typische Anzeichen sind:
- Libidoverlust – das Begehren ist verschwunden
- Dauerhafte Erschöpfung oder chronische Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme, Brainfog
- Geringe Motivation oder Stimmungsschwankungen
Da allerdings jede Frau ihren ganz individuellen normalen Wert hat, ist eine reine Laborbeurteilung oft wenig aussagekräftig, erklärt der Experte. Erfahrene Ärzt:innen stellen die Diagnose daher nach Symptomen und Wohlbefinden, nicht nur nach Zahlen.
Was eine Testosterontherapie bewirken kann
%EVENT%
Leidet eine Frau unter starkem Libidoverlust oder chronischer Antriebslosigkeit, kann eine Testosterontherapie helfen. Das Hormon wird nicht geschluckt, sondern über die Haut aufgenommen – meistens als Gel oder Creme. Das Problem dabei: In Europa gibt es keine zugelassenen, fertigen Testosteronpräparate speziell für Frauen. Und jene für Männer sind in der Dosierung für den Frauenkörper einfach viel zu hoch angesetzt. Entsprechende Cremes müssen daher in Apotheken speziell zubereitet werden.
Die Dosierung beginnt niedrig. Erste Veränderungen spüren viele Frauen bereits nach zwei bis drei Wochen:
- mehr Energie
- mehr Gelassenheit
- und manchmal auch das erste zarte Wiederaufflammen der Lust
Wenn klassische Hormontherapien mit Östrogen und Progesteron alleine nicht ausreichen, um die Libido zu steigern, kann eine Kombination mit Testosteron sinnvoll sein.
Nebenwirkungen der Testosterontherapie – ehrlich, aber selten
%QUESTION%
Meist ist Testosteron gut verträglich. Dennoch kann es zu Nebenwirkungen wie einem leichten Flaum im Gesicht, Hautunreinheiten oder Haarverlust kommen. Alles Vorgänge, die durch Absetzen des Hormons wieder verschwinden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das Körperfett zunimmt – damit steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Sehr selten entwickeln Frauen eine massive Stimmvertiefung – sie ist ein Alarmzeichen für ein sofortiges Absetzen. Solche Stimmveränderungen sind allerdings irreversibel.
Regelmäßige Kontrollen und eine ärztliche Begleitung sind also extrem wichtig, um sicherzustellen, dass du in deinem optimalen Bereich bleibst.
Was du selbst für dein hormonelles Gleichgewicht tun kannst
Du kannst viel für dein hormonelles Gleichgewicht tun – auch ohne Medikamente.
- Beweg dich! Besonders Krafttraining hält Muskeln und Stoffwechsel aktiv – und unterstützt die körpereigene Testosteronproduktion.
- Iss dich stark! Eiweiß, gesunde Fette, Zink, Magnesium und Vitamin D sind wichtige Bausteine für deine Hormone.
- Schlaf dich schön! Testosteron wird im Tiefschlaf gebildet – gönn dir Ruhe, statt dich durchzuschleppen.
- Senke Stress! Dauerstress treibt Cortisol hoch – und das blockiert Testosteron.
Wenn die Lust mit Testosteron zurückkehrt
Viele Frauen beschreiben, dass sie sich nach einer Hormontherapie mit Testosteron wieder spüren. Die Lust kehrt zurück und der sexuelle Akt verschafft Befriedigung.
Testosteron ist allerdings nicht die grundsätzliche Lösung des Problems. Denn Sexualität und Libido brauchen viele Dinge, damit es läuft. So belegen Studien etwa, dass lange Partnerschaften die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Libidostörung zu entwickeln. Romantik und ein neues Miteinander können den Motor wieder zum Laufen bringen – häufig auch ganz ohne medikamentöse Therapie.
Fazit
Wenn du dich müde, erschöpft oder lustlos fühlst, ist das kein persönliches Versagen. Es ist ein Signal deines Körpers, dass etwas in Bewegung geraten ist. Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt – auch über Testosteron.
Weiterlesen: Wechseljahre: Das machen Hormone mit unserer Psyche
Weiterlesen: Medikamente als Lustkiller: Diese Arzneien können die Libido mindern
Weiterlesen: 7 Schlüsselstrategien für mehr Wohlbefinden in den Wechseljahren
Schreib einen Kommentar ( 0 )