Liebe heilt – aber nur, wenn wir verstehen, was Liebe wirklich bedeutet, sagt Dr. Emilia Vuorisalmi. Die finnische Autorin und Ärztin mit Schwerpunkt auf ganzheitlicher und hormonbasierter Gesundheitsprävention gilt in ihrer Heimat als Doctor Love – ein Spitzname, der eine sehr persönliche Geschichte hat. Mit Anfang dreißig erlebte Dr. Vuorisalmi eine Scheidung und schmerzhaften Liebeskummer. Die emotionale Krise zeigte sich auch körperlich: Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Panikattacken. Ich wollte verstehen, warum emotionaler Schmerz so weh tut, erzählt sie. Diese Suche führte sie tief in die Biochemie von Liebe und Glück – und zu den drei Hormonen, die unser Wohlbefinden maßgeblich steuern: Dopamin, Serotonin und Oxytocin.
Hormone – die Zündstoffe des Nervensystems
Ihr erstes Buch über die Wissenschaft der Liebe mit dem Titel Sekaisin LOVEsta (auf Deutsch etwa: Verrückt nach Liebe) wurde ein Bestseller mit zart-bitterem Beigeschmack: Ich wurde zwar ?Dr. Love? genannt, aber ich erkannte, dass ich selbst süchtig nach Liebe war. Erst als ich verstand, wie die Glückshormone wirklich wirken, begann meine Heilung, erinnert sie sich. Heute nutzt sie ihre Erkenntnisse, um anderen zu helfen, ein erfülltes und hormonell ausgewogenes Leben zu führen. In ihrem neuen Buch Power Hormone – Von innen heraus glücklich (Integral Verlag, ab 29. Oktober 2025) verbindet sie medizinisches Wissen, persönliche Erfahrung und einfache Übungen zu einem Leitfaden für körperliche und seelische Regeneration. Ihre Erkenntnis: Hormone sind die Zündstoffe des Nervensystems – sie bestimmen, wie wir denken, fühlen und handeln.
Dopamin, Serotonin und Oxytocin: Das Power-Trio
Im Mittelpunkt stehen drei körpereigene Botenstoffe, die Dr. Vuorisalmi das Power-Trio nennt: Dopamin, Serotonin und Oxytocin.
- Dopamin ist das Hormon der Motivation, der Freude und des Vorwärtsdrangs. Es treibt uns an, Neues zu beginnen und Ziele zu erreichen. Gerät es aus dem Gleichgewicht, fühlen wir uns ausgelaugt oder kompensieren das Leeregefühl durch schnelle Belohnungen wie Zucker, Social Media oder Online-Shopping. Doch diese schnellen Dopaminschübe senken das Grundniveau noch weiter, warnt Dr.?Vuorisalmi.
- Serotonin ist das Hormon der Ruhe und inneren Sicherheit – das emotionale Gegengewicht zu Dopamin. Dopamin ist das Gaspedal, Serotonin die Bremse. Wir brauchen beides, erklärt sie. Wenn der Serotoninspiegel sinkt, nehmen Ängste, Reizbarkeit und Schlafprobleme zu. Grenzen zu setzen und für das eigene Wohl zu sorgen, stärkt dieses Gleichgewicht.
- Oxytocin, das Bindungs- oder Kuschelhormon, ist der stille Dirigent des gesamten Systems. Es entsteht bei Nähe, Vertrauen und Dankbarkeit – aber auch in Momenten tiefer Ruhe. Echte Verbundenheit – zu uns selbst, zu anderen und zur Welt – ist entscheidend für einen gesunden Oxytocinspiegel, sagt Vuorisalmi.
Wenn die Balance kippt: Hormone in den Wechseljahren
Ab etwa 35 Jahren verändert sich das Zusammenspiel dieser Hormone. Das Stresshormon Cortisol beginnt schleichend, Sexualhormone ebenso wie die Wohlfühlhormone zu stören. In den Wechseljahren fühlen sich viele Frauen aufgedreht und gleichzeitig erschöpft, ängstlich oder launisch – das ist kein Zufall, sondern biochemische Realität, so Dr. Vuorisalmi im Interview mit wechselweise.net. Während Östrogen und Progesteron abnehmen, geraten auch Dopamin, Serotonin und Oxytocin unter Druck:
- Dopamin verliert an Schwung – wir fühlen uns antriebslos oder laufen im Autopilotmodus. In dieser Phase geht es nicht mehr darum, mehr zu leisten, sondern das eigene Warum wiederzufinden.
- Serotonin schwankt – Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme nehmen zu. Jetzt gilt es, Frieden mit der Angst zu schließen und vom Überlebensmodus zur Gelassenheit zu finden.
- Oxytocin sinkt – das Gefühl von Vertrauen und Verbundenheit weicht innerer Unruhe. Seine wahre Kraft kommt jedoch von innen: Meditation, Stille und Achtsamkeit sind für uns unerlässlich.
Doch Dr. Vuorisalmi versteht diese Phase nicht als Krise, sondern als Chance: Der Wechsel ist kein Zusammenbruch. Er ist ein inneres Erwachen – eine Einladung, sich neu auszurichten. Dopamin fragt: Wohin führt dich dein Weg? Serotonin fragt: Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen? Und Oxytocin erinnert uns: Finde zu dir selbst zurück.
Wege zur hormonellen Harmonie
In Power Hormone zeigt Vuorisalmi, wie sich das hormonelle Gleichgewicht auch in den Wechseljahren durch tägliche kleine Rituale unterstützen lässt: bewusstes Atmen, Meditation, kalte Duschen, Bewegung, gemeinsames Essen, Dankbarkeit. Wir unterschätzen die heilende Kraft purer Freude, sagt sie. In alten Kulturen fragten Schamanen Depressive: ?Wann hast du aufgehört zu tanzen?? Diese Frage sollten wir uns heute wieder öfter stellen.
Auch medizinische Unterstützung könne hilfreich sein, betont sie, doch wahre Balance beginne in uns selbst: Wenn Dopamin, Serotonin und Oxytocin harmonisch fließen, fühlen wir uns energiegeladen, emotional ausgeglichen und wieder ganz wir selbst.
Mit 46 fühlt sich die Ärztin selbst gesünder als je zuvor. Ihr Ansatz vereint Wissenschaft und Intuition, Ratio und Herz – und zeigt, dass unsere Hormone keine Feinde des Älterwerdens sind, sondern Wegweiser in ein neues, authentisches Kapitel unseres Lebens. Die Wechseljahre sind nicht das Ende der Jugend, sondern der Beginn der Weisheit. Ihre Hormone sind der Kompass, der Sie leitet.
Hier sind die besten Tipps aus Dr. Emilia Vuorisalmis Buch Power Hormone – Von innen heraus glücklich?
Für mehr Dopamin – Antrieb und Motivation
Kalte Dusche am Morgen
Kälteexposition ist ein großartiger Weg, um Dopamin zu steigern und das Nervensystem zu regulieren. Kalte Duschen (statt Eisbädern) fördern laut Studien die Bildung von braunem Fett, heben die Stimmung und steigern das Energielevel – sanft und nachhaltig.
Vision-Post-its
Schreib? deine Träume und Ziele auf kleine Zettel und platziere sie sichtbar im Alltag. Das bereitet das Gehirn darauf vor, Chancen zu erkennen – erstaunlich oft werden Absichten so Wirklichkeit.
Sonnenlicht am Morgen tanken
Natürliches Licht hilft, den zirkadianen Rhythmus zu stabilisieren und regt die Bildung von Dopamin und Serotonin an. Morgens kurz nach dem Aufstehen natürliches Tageslicht sehen stärkt Energie und Fokus.
Für mehr Serotonin – Ruhe und emotionale Stabilität
4–7–8-Atmung
Bei Schlaf- oder Durchschlafproblemen hilft eine bewährte Atemtechnik:
- 4 Sekunden einatmen
- 7 Sekunden Atem halten
- 8 Sekunden ausatmen
Diese Atemfolge aktiviert das parasympathische Nervensystem und reduziert Angst und Stress.
Abendrituale für Entspannung
Entspannende Rituale sind Signale an unser Nervensystem, dass es sicher ist, loszulassen. Warmes Baden, ruhige Musik, Yoga Nidra oder Lesen fördert die Serotoninproduktion und die Schlafqualität.
Dankbarkeit und Journaling
Dankbarkeit hebt Serotonin- und Oxytocinspiegel gleichzeitig. Ein kurzer Tagebucheintrag mit drei Dingen, für die man dankbar ist, kann messbar die Stimmung verbessern.
Für mehr Oxytocin – Verbindung und Selbstliebe
Berührung und Nähe
Oxytocin wird stark durch körperliche Berührung aktiviert: Umarmungen, Händchenhalten, Kuscheln oder Massage stärken das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit.
Achtsamkeit und Meditation
Wahre Verbindung beginnt im Inneren. Regelmäßige Meditation, Stille und Achtsamkeitsübungen sind kein Luxus, sondern essenziell, um inneren Frieden und hormonelle Balance zu finden.
Schüttelübung gegen Stress
Eine einfache somatische Übung: Stelle dich locker hin, beuge die Knie leicht und schüttele den Körper sanft für 1–2 Minuten. Das löst gespeicherte Spannung, senkt Cortisol und aktiviert Oxytocin und Serotonin.
Das Wichtigste in Kürze
- Welche sind die wichtigsten Glückshormone in den Wechseljahren?
Dopamin, Serotonin und Oxytocin – das Power-Trio für Energie, innere Ruhe und Verbundenheit. Sie steuern Motivation, Stimmung und emotionale Balance und geraten in den Wechseljahren oft aus dem Gleichgewicht.
- Wie verändern sich diese Hormone während der Wechseljahre?
Mit sinkendem Östrogen geraten auch Dopamin, Serotonin und Oxytocin unter Druck: Antrieb und Motivation lassen nach, Stimmungsschwankungen und Schlafprobleme nehmen zu, und das Gefühl innerer Ruhe schwindet.
- Wie lässt sich das Gleichgewicht dieser Hormone natürlich unterstützen?
Durch einfache Rituale wie kalte Duschen, Atemübungen, Meditation, Dankbarkeit und Nähe. Diese fördern die Ausschüttung der Glückshormone und helfen, Energie, Gelassenheit und Selbstverbundenheit zu stärken.
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