Vielleicht verlaufen die Wechseljahre für dich fast unbemerkt. Doch die Mehrzahl von uns kämpft mit Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und trockenen Schleimhäuten. Zur Linderung der Beschwerden verschreiben Ärzt:innen zunehmend bioidente Hormone. Doch was genau sind bioidente Hormone? Und welche Präparate werden in Österreich, Deutschland und der Schweiz von den Krankenkassen übernommen?
Was sind bioidente Hormone?
Bioidente Hormone – auch körperidentische Hormone genannt – sind Hormone, die genauso aufgebaut sind wie jene, die dein Körper selbst produziert. Dazu zählen etwa Estrogene oder Progesteron. Diese Hormone stammen meist aus pflanzlichen Quellen wie der Yamswurzel oder der Sojabohne. Sie werden dann im Labor so verändert, dass sie exakt wie die natürlichen Hormone in deinem Körper wirken.
Im Gegensatz dazu stehen synthetische Hormone, wie sie vor allem in früheren Hormonersatztherapien verwendet wurden. Das sind künstlich hergestellte Formen, die sich in ihrer Struktur vom Original unterscheiden. Diese können wirksamer, aber auch belastender sein, weil sie im Körper anders verarbeitet werden. Bioidente Hormone sind dagegen sanfter, natürlicher und besser verträglich. Deswegen werden sie immer häufiger von Fachärzt:innen verordnet.
Warum werden bioidente Hormone immer beliebter?
Viele Frauen berichten, dass sie sich unter einer Therapie mit bioidenten Hormonen wieder mehr wie sich selbst fühlen. Sie sind ausgeglichener, körperlich stabiler und schlafen besser. Viele Studien zeigen mittlerweile, dass diese Form der Hormontherapie eine gute Möglichkeit ist, typische Beschwerden der Wechseljahre zu lindern. Und das, ohne dabei die Risiken früherer Hormonpräparate in Kauf nehmen zu müssen.
Ein weiterer Vorteil: Bioidente Hormone gibt es in verschiedenen Formen – zum Beispiel als Creme oder Gel zum Auftragen, als Kapseln, Tabletten, Vaginalzäpfchen oder Pflaster. So kann die Behandlung ganz individuell auf dich abgestimmt werden.
Was machen Estrogene und Progesteron im Körper?
In den fruchtbaren Jahren regulieren die Hormone Östrogen und Progesteron deinen Zyklus und viele andere Abläufe in deinem Körper – etwa deine Stimmung, deinen Schlaf, die Festigkeit von Haut und Bindegewebe sowie die Gesundheit von Knochen, Gelenken und Schleimhäuten.
Wenn in den Wechseljahren die Hormonproduktion abfällt und damit die Spiegel von Estrogenen und Progesteron im weiblichen Körper sinken, geraten viele dieser Abläufe aus dem Gleichgewicht.
- Östrogene (Estrogene) regulieren den Menstruationszyklus, helfen dem Körper beim Temperaturausgleich, sorgen für Elastizität und Feuchtigkeit für Haut und Schleimhäute, stärken die Knochen und beeinflussen Stimmung und Schlaf.
- Progesteron wirkt ausgleichend auf das Nervensystem – damit beruhigend und schlaffördernd – und schützt die Gebärmutterschleimhaut vor übermäßigem Wachstum.
Das Ungleichgewicht oder der Mangel dieser Hormone führt zu den viel bekannten Wechseljahresbeschwerden. Die Hormonersatztherapie mit bioidenten Hormonen zielt darauf ab, den natürlichen Hormonstatus möglichst genau zu imitieren.
Werden bioidenten Hormone von den Krankenversicherungen bezahlt?
In Deutschland, Österreich und der Schweiz übernehmen die Krankenversicherungen – bei entsprechender Diagnose – die Kosten für bestimmte bioidente Hormonpräparate. Voraussetzung ist meist eine ärztliche Verordnung mit einer passenden medizinischen Begründung. Hier die am häufigsten verschriebenen bioidenten Fertigarzneien in Deutschland, Österreich und der Schweiz:
Bioidente Hormone als Fertigarzneien in Deutschland:
Estradiol (E2)-haltige Präparate:
- Estradot® (Pflaster)
- Estreva® (Gel)
- Gynokadin® (Gel)
- Oekolp® forte (Vaginaltablette)
Estriol (E3)-haltige Präparate:
- Ovestin® (Vaginalcreme, Zäpfchen)
- OeKolp® (Creme, Tablette)
- Estriol DR. KADE® (Creme)
Progesteron-haltige Präparate:
- Utrogest® (Tablette, oral oder vaginal)
- Famenita® (Kapseln)
- Progestan® (Kapseln)
Bioidente Hormone als Fertigarzneien in Österreich:
Estradiol (E2)-haltige Präparate:
- Gynokadin® (Gel)
- Estrogel® (Gel)
- Sisare® Gel
- Lenzetto® (Spray)
Estriol (E3)-haltige Präparate:
- Ovestin® (Vaginalcreme, Tablette)
- Estrokad® 0,03mg (Vaginalzäpfchen)
- OeKolp® Ovula 0,03mg (Vaginalzäpfchen)
Progesteron-haltige Präparate:
- Utrogestan® 100 (Kapseln)
- Arefam® 200 (Kapseln)
- Famenita® 200 (Kapseln)
Bioidente Hormone als Fertigarzneien in der Schweiz:
Estradiol (E2)-haltige Präparate:
- Oestrogel® (Gel)
- Estradot® (Pflaster)
- Progynova® (Tablette)
Estriol (E3)-haltige Präparate:
- Ovestin® (Vaginalcreme, Tablette)
- Oestro-Gynaedron® (Vaginalcreme, Tablette)
- Gynoflor® (Vaginaltablette)
Progesteron-haltige Präparate:
- Utrogestan® (Kapseln)
- Cyclogest®
Individuelle Mischungen
Die wesentlich teureren, individuell hergestellten Hormonrezepturen aus der Apotheke (sogenannte magistrale Rezepturen) werden von der Krankenkasse nur in Einzelfällen erstattet.
Fazit:
Wenn du unter Wechseljahresbeschwerden leidest, dich müde, unausgeglichen oder einfach nicht mehr wie du selbst fühlst, ist das kein Grund, sich damit abzufinden. Bioidente Hormone können helfen, die Symptome zu lindern und dein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Lass dich von deinem Arzt oder deiner Ärztin beraten, ob und welche Therapieform für dich in Frage kommt.
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