Kennst du das? Du schlägst mitten in der Nacht die Augen auf – oft gegen 3 Uhr – und dein Kopf ist plötzlich hellwach. Der Körper vielleicht müde, aber die Gedanken laufen auf Hochtouren. Das nächtliche Erwachen in den frühen Morgenstunden ist in den Wechseljahren keine Seltenheit – viele Frauen berichten davon. Doch was steckt eigentlich dahinter?
Warum wir den Wechseljahren häufiger nachts aufwachen
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Die hormonellen Veränderungen in der Lebensmitte beeinflussen viele körperliche Prozesse – auch den Schlaf. Östrogen und Progesteron, die über Jahre hinweg den Schlaf stabilisiert haben, sinken in den Wechseljahren deutlich ab. Dadurch wird das Gehirn leichter erregbar – und der Schlaf vor allem in der zweiten Nachthälfte brüchiger.
Hinzu kommt: Cortisol, das sogenannte Stresshormon, beginnt physiologisch ab etwa 2 Uhr morgens anzusteigen. Das ist an sich ganz normal – es soll uns beim Aufwachen helfen. Wenn die Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, kurz HPA-Achse) jedoch empfindlich oder überlastet ist, etwa durch chronischen Stress, emotionale Belastung oder hormonelle Dysbalancen, kann dieser Cortisolanstieg zu frühem Erwachen führen – oft mit innerer Unruhe oder sogar leichter Angst, ohne dass uns das bewusst ist. Nicht selten beginnt dann das Gedankenkreisen. Viele Frauen berichten, dass sie plötzlich anspringen – geistig hellwach sind, To-Do-Listen durchgehen, sich Sorgen machen oder einfach nicht mehr zur Ruhe finden.
TCM & Organ-Uhr: Zwischen 1 und 3 Uhr nachts ist Leberzeit
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Ein ergänzender Erklärungsansatz aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM): Zwischen 1 und 3 Uhr ist Leberzeit. Das Konzept wird Organuhr genannt – oder auch TCM-Organuhr. Dabei geht man davon aus, dass jedes Organ innerhalb eines 24-Stunden-Zyklus eine zweistündige Phase hat, in der es energetisch am aktivsten ist. In dieser Zeit hat das jeweilige Organ den größten Einfluss auf Körper, Emotionen und Wohlbefinden – und ist auch besonders störanfällig, wenn es aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Ist die Leber – hormonell oder emotional – überfordert, kann sich das durch nächtliches Erwachen äußern. Auch wenn dieser Zusammenhang nicht wissenschaftlich gesichert ist, erleben ihn viele Frauen als stimmige Deutung. Immerhin: Die Leber baut nachts Hormone wie Östrogen, Progesteron und Cortisol ab. In den Wechseljahren ist das System besonders empfindlich – Schwankungen spüren viele Frauen gerade nachts.
Und schließlich ist da noch unsere innere Uhr – der zirkadiane Rhythmus. Wissenschaftlich gut belegt, steuert er nicht nur den Schlaf-Wach-Zyklus, sondern auch viele Hormon- und Stoffwechselprozesse. Kommt dieser Rhythmus aus dem Takt, etwa durch unregelmäßige Schlafzeiten oder zu spätes Essen, kann das ebenfalls zu nächtlichem Aufwachen führen.
Was hilft, wenn man regelmäßig in der Nacht aufwacht?
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Auch wenn man das nächtliche Erwachen nicht komplett verhindern kann – es gibt einiges, was du tun kannst, um besser (wieder) zur Ruhe zu kommen:
Am Tag:
- Stress abbauen: Regelmäßige Bewegung, kleine Achtsamkeitsmomente, bewusste Pausen – all das hilft, die Stressachse zu beruhigen.
- Koffein meiden: Besonders am Nachmittag – Koffein kann bis zu 8 Stunden im Körper wirken und die Schlafarchitektur stören.
- Regelmäßiger Rhythmus: Versuche, jeden Tag zur selben Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen – auch am Wochenende.
- Leberfreundlich essen: Weniger Zucker, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel können die nächtliche Entgiftung erleichtern.
Am Abend:
- Runterfahren statt aufdrehen: Späte Bildschirmzeiten, aufregende Serien oder intensive Gespräche können den Cortisolspiegel hochtreiben. Besser: ruhige Routinen, ein entspannendes Bad oder Lesen bei gedämpftem Licht.
- Leichtes Abendessen: Nicht zu spät und nicht zu schwer – das entlastet Verdauung und Leber.
- Magnesium & B-Vitamine: Diese Mikronährstoffe unterstützen das Nervensystem – kläre ab, ob eine Ergänzung sinnvoll ist.
In der Nacht:
- Nicht kämpfen: Wenn du aufwachst, versuche, ruhig zu bleiben. Ärger oder Anspannung verstärken die innere Unruhe.
- Atemübungen oder Body-Scan: Lenke deinen Fokus vom Kopf in den Körper. Tiefe Bauchatmung, progressive Muskelentspannung oder ein achtsamer Body-Scan können helfen, wieder einzuschlafen.
- Gedanken parken: Ein Notizbuch am Bett, in das du nachts flüchtige Gedanken aufschreibst, kann den Kopf entlasten.
- Sanfte Unterstützung: Manche Frauen profitieren von pflanzlichen Mitteln wie Melisse, Passionsblume oder Ashwagandha – am besten individuell beraten lassen.
Fazit
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Das nächtliche Aufwachen ist kein Zeichen von Schwäche – sondern oft ein Signal deines Körpers, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Vielleicht eine Einladung, achtsamer mit dir selbst zu sein, Stress neu zu bewerten – und dich sanft durch diese besondere Lebensphase zu begleiten.
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