Das Schwitzen bei Männern in der Andropause – auch als männliche Wechseljahre oder PADAM (partial androgen deficiency in the aging male) bezeichnet – hängt vor allem mit hormonellen Veränderungen zusammen, insbesondere mit dem Testosteronspiegel. Der sinkt zwar gemächlicher und später ab als das Östrogen und Progesteron bei Frauen, kann aber die Herren der Schöpfung ebenso in Bedrängnis bringen. Die gute Nachricht: Hitzewallungen treten als natürliche Reaktion auf, müssen aber kein Dauerzustand sein. Mit einem achtsamen Lebensstil und etwas medizinischer Unterstützung im Bedarfsfall lassen sich die Beschwerden gut lindern – viele Männer erleben diese Phase auch als Startpunkt für ein bewussteres, gesünderes Leben.
Wie das funktioniert? Als beratende Expertin stand uns Dr. Monika Lendjel , Assistenzärztin in der Abteilung für Urologie der Wiener Kliniken Ottakring und Hietzing zur Seite. Sie meint: Das vermehrte Schwitzen ist multifaktoriell bedingt. Im Wechsel bzw. der Andropause reguliert sich der Körperneu – ähnlich wie in der Pubertät Es ist eine neue Ausrichtung, eine neue Lebensphase.
Warum Männer vermehrt schwitzen können
%CONTENT-AD%
- Hormonelle Umstellung
Der Testosteronspiegel sinkt mit zunehmendem Alter, meist ab dem 40.–50. Lebensjahr. Dieses Ungleichgewicht im Hormonhaushalt kann den Hypothalamus (das Temperaturkontrollzentrum im Gehirn) beeinflussen. Das Schwitzen in der Andropause wird nicht durch körperliche Überhitzung ausgelöst, sondern durch eine Fehlregulation des vegetativen Nervensystems – ausgelöst durch den Testosteronabfall. Es handelt sich um eine Art innere Verwirrung des Thermostats im Gehirn.
Dadurch kommt es – ähnlich wie bei Frauen in den Wechseljahren – zu Hitzewallungen und nächtlichem Schwitzen.
- Stress & emotionale Veränderungen
Die Andropause kann mit Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Schlafstörungen einhergehen. Stress und innere Unruhe fördern das Schwitzen, vor allem in Ruhephasen oder nachts. Stress fördert außerdem die Ausschüttung von Cortisol aus der Nebennierenrinde. Dieses wiederum unterdrückt die Testosteron-Produktion.
- Schlafstörungen und nächtliches Schwitzen
Männer berichten oft über nächtliches Schwitzen, das sie aufweckt. Hormonell bedingte Veränderungen des Schlafrhythmus (weniger Tiefschlaf, mehr Wachphasen) verstärken das Schwitzen zusätzlich.
- Weitere Einflussfaktoren
Übergewicht, Alkohol, Koffein, scharfes Essen oder bestimmte Medikamente (z.?B. Antidepressiva oder Blutdruckmittel) können das Schwitzen verstärken.
Viscerales Fettgewebe (das "Bauchfett") produziert Östrogen, hierdurch verschiebt sich der bereits aus dem Gleichgewicht geratene Hormonstatus weiter zu Gunsten des Östrogens. Wenn man will, kann man diesen Zustand als Östrogen Dominanz bezeichnen.
Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes sollten als mögliche Ursachen ausgeschlossen werden.
Typische Körperstellen für Schwitzen bei Männern:
%MEDIUM-RECTANGLES%
- Oberkörper
Brust und Rücken (v.?a. oberer Rücken) gehören zu den häufigsten Bereichen.
Oft beginnt das Schwitzen dort plötzlich und intensiv, manchmal begleitet von einem Hitzegefühl oder Kribbeln.
- Achseln
Klassisch bei Stress oder hormonellen Schwankungen.
In der Andropause oft auch ohne körperliche Anstrengung oder Wärme – rein vegetativ gesteuert.
- Gesicht und Kopf
Vor allem Stirn, Schläfen und manchmal der Hinterkopf sind betroffen.
Viele Männer berichten auch von einer leicht geröteten oder glühenden Gesichtshaut wie bei Hitzewallungen.
- Nackenbereich
Der Nacken ist ein Hitzeknotenpunkt – dort entsteht oft das erste Gefühl einer Wallung. Danach kann das Schwitzen nach unten über Rücken oder Brust abrollen.
- Brustbereich & Bauch
Auch der Brustkorb, manchmal mit Druck- oder Engegefühl, ist eine typische Zone für hormonbedingte Hitzeattacken.
- Nächtliches Schwitzen – gesamter Oberkörper & Rücken
Besonders unangenehm: Man wacht auf, das Shirt ist klatschnass – v.?a. am Rücken. Häufig in Verbindung mit Schlafunterbrechungen oder innerer Unruhe.
Was hilft gegen das Schwitzen in der Andropause?
%EVENT%
- Bewegung und gesunde Ernährung unterstützen den Hormonhaushalt und helfen, Stress abzubauen.
- Pflanzliche Präparate und Mikronährstoffe (durch das Schwitzen verliert man viel Zink)
- Salbei – als Tee (ausgekühlt, am Abend vor dem Schlafen gehen) kann er gezielt das Schwitzen reduzieren, besonders nachts. Gerne auch als Wadenwickel äußerlich anzuwenden. Salbei enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Tannine – einerseits wird die Schweißproduktion normalisiert, andererseits sind die peripheren Nervenenden (die, die Temperatur zurückmelden ans zentrale Nervensystem) durch die Öle weniger empfindlich.
- Stressmanagement & Achtsamkeit: Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können sehr hilfreich sein – viele Männer entdecken in dieser Phase bewusstere Lebensstile.
- Hormontherapie: In manchen Fällen kommen natürliche Mittel oder Testosteronersatz infrage – aber immer nur nach ärztlicher Abklärung.
Wann ist eine Hormonersatz-Therapie bei Männern sinnvoll?
%QUESTION%
Eine Hormonersatztherapie (HRT) für Männer – auch Testosteron-Ersatztherapie (TRT, Testosterone Replacement Therapy) genannt – ist eine medizinische Behandlung, die bei einem klinisch nachgewiesenen Testosteronmangel (auch hypogonadaler Hypogonadismus) zum Einsatz kommt. Ziel ist es, den natürlichen Testosteronspiegel wieder in einen gesunden Bereich zu bringen, um Symptome der Andropause zu lindern.
Wenn das Schwitzen also sehr stark ist, regelmäßig auftritt oder mit anderen Symptomen wie Antriebslosigkeit, depressiver Verstimmung oder Libidoverlust einhergeht, kann ein Besuch bei bei/m dem/der Expertin für Urologie und Andrologie weiterhelfen. Blutuntersuchungen zeigen dann, ob ein Testosteronmangel oder andere hormonelle Dysbalancen vorliegen. In manchen Fällen kann eine bioidentische Hormontherapie in Erwägung gezogen werden. Allerdings: Das Prostatakrebs-Risiko steigt mit dem Alter, es muss unbedingt ein Screening vor der Substitution erfolgen und die Prostata gecheckt werden. Auch nach Etablierung der Substitution muss man alle sechs Monate checken, so Lendjel: Falls ein Prostata-Karzinom vorliegt, wächst und metastasiert der Tumor durch die Testosteron-Gabe schneller.
Wie wird ein klinisch relevanter Testosteronmangel mein Mann festgestellt?
- Blutuntersuchung (morgens, nüchtern)
Messung von:
Gesamttestosteron
freiem Testosteron
LH, FSH (zur Differenzierung primär/sekundär)
SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin)
ggf. Prolaktin, Östradiol, PSA (Prostatamarker)
- Typische Symptome eines Mangels:
Chronische Müdigkeit, Antriebslosigkeit
Libidoverlust, erektile Dysfunktion
Muskelschwäche, Zunahme von Bauchfett
Stimmungstiefs, depressive Verstimmungen
Schlafprobleme, nächtliches Schwitzen
Behandlung von Hitzewallungen bei Männern
Andropause: Neue Hoffnung durch Progesteron?
Derzeit wird viel geforscht, was weibliche Hormone gegen Hitzewallungen bei Männern ausrichten können. In einer Studie berichteten 83 % der Männer, die Estradiol (Östrogen) ausprobierten von einer Linderung der Beschwerden. Mehr als 40 % litten jedoch unter Brustschwellungen oder -empfindlichkeit, und die Studie war zu kurz, um mögliche kardiovaskuläre Nebenwirkungen auszuschließen, so Lendjel: Meines Erachtens braucht es eine viel bessere Studienlage, aber es entwickeln sich brauchbare Alternativen zum Testosteron. Besonders Progesteron könnte ein Game Changer werden. Studien mit Megestrol (Megace) und Medroxyprogesteron (Provera), beides Mitglieder der Gruppe weiblicher Hormone, berichteten von einer Verringerung der Hitzewallungen um etwa 80–90 %. Zu den Nebenwirkungen können jedoch Blähungen und Gewichtszunahme gehören.
Fazit
Das Fazit der Expertin? Ich persönlich hab sehr großen Respekt vor dem Eingriff in die hormonellen Achsen und plädiere immer zuerst für Lifestyle-Modifikation und eine Mikronährstoff-Analyse. Zink, Selen, Omega 3 und Vitamin D3 helfen durch die Andropause.
Weiterlesen: Psychologie des Mannes: Wenn der Partner eine Midlife-Crisis hat
Weiterlesen: Wechseljahre des Mannes: Gibt es die Andropause wirklich?
Weiterlesen: Männer im Wechsel: Ist Testosteron die Lösung?
Schreib einen Kommentar ( 0 )