Wechseljahressymptome wie Schweißausbrüche, Depressionen oder Gereiztheit treten bei Männern häufiger auf als gedacht. Doch selten wird über die Andropause gesprochen. Noch seltener darüber, was dahintersteckt. Beim Mann wird oft völlig verkannt, dass hinter einigen gesundheitlichen Störungen eine Dysbalance der Hormone stehen kann.
Neben dem typisch männlichen Testosteron benötigt der Mann nämlich auch die typisch weiblichen Hormone wie Progesteron und Estradiol, um leistungsstark, fit und in der Andropause auch beschwerdefrei zu sein. Frauen und Männer produzieren demnach exakt die gleichen Hormone. Der Unterschied liegt lediglich in der Konzentration. Doch welche Aufgaben erfüllen diese typisch weiblichen Hormone beim Mann?
Die Aufgabe von Progesteron beim Mann
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Viele Stoffwechselprozesse der Prostata hängen von Progesteron ab. Es fungiert sozusagen als Schutzhormon und blockiert die Umwandlung von Testosteron in das sogenannte Dihydrotestosteron, welches das Prostatagewebe übermäßig in seinem Wachstum antreibt und Tumore begünstigen kann.
Progesteron ist außerdem für die männliche Fruchtbarkeit relevant und hat einen stimulierenden Effekt auf die Schilddrüse. Wie bei Frauen entfaltet Progesteron auch bei Männern ganz wesentliche Wirkungen im Zentralnervensystem – so trägt es beispielsweise zur Stimmungsstabilisierung und zu einem guten Schlaf bei.
Die Aufgabe von Estrogenen beim Mann
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Estrogene, die landläufig unter dem Begriff Östrogen bekannt sind, bezeichnet eine Gruppe von Sexualhormonen. Die wichtigsten ihrer Vertreter sind Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3). Estradiol ist dabei die biologisch aktivste und damit wichtigste Form der Estrogene.
- Estradiol ist auch beim Mann für die Gesundheit von Knochen, Herz und Kreislauf wichtig. Es ist beispielsweise essenziell für die Knochenreifung und -mineralisation. E2 hat außerdem eine protektive Wirkung auf die Arterienwand und trägt zum Schutz vor Arteriosklerose bei.
- Estriol hat eine befeuchtende und schmierende Funktion, um es mal salopp zu formulieren. Es schützt die Gelenke, Magen, Darm und Blase und beugt Beschwerden der oberen Atemwege vor.
Wo werden Progesteron und Estradiol produziert?
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Der Mann produziert täglich zwischen 20 und 50 ?g Estradiol, das etwa 50 Prozent der Menge entspricht, die von der Frau in der Follikelphase gebildet wird. Bei Männern werden 80 Prozent des Estradiols in peripheren Geweben durch die Aromatisierung von Testosteron gebildet. 20 Prozent werden von den Leydig'schen Zwischenzellen im Hoden produziert.
Progesteron wird ebenso in den Leydigzellen des Hodens und in der Nebennierenrinde synthetisiert.
Wann soll man den Wert bestimmen?
Der Wert sollte immer dann ermittelt werden, wenn der Mann spezifische Beschwerden hat. Diese können von Libidomangel über Prostatabeschwerden bis hin zu Symptomen reichen, die sich schwerer einordnen lassen. Dazu zählen etwa depressive Verstimmungen oder Erschöpfungssyndrome.
Generell gilt: Bei Männern mit hohem Bauchfettanteil sollte ein Hormonmangel immer abgeklärt werden!
Welche Auswirkungen hat das Alter auf Hormonveränderungen?
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Bei Männern beginnt die natürliche Hormonproduktion der Hoden und Nebennieren mit zunehmendem Alter abzunehmen – das betrifft auch die Produktion von Progesteron. Ebenso sinkt der Testosteronspiegel. Vor dem Hintergrund, dass Testosteron durch das Enzym Aromatase zu Estradiol umgewandelt werden kann, entwickelt sich außerdem häufig eine Estrogendominanz. Sie kann wie bei Frauen auch bei Männern sehr nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Eine Estrogendominanz begünstigt unter anderem ein Prostatawachstum und ist mitverantwortlich für erhöhten Blutdruck, Kopfschmerzen, Migräne und Gewichtszunahme. Auf psychischer Ebene können Ängste und Panik daraus resultieren.
Welche auffälligen Beschwerden können durch Hormonveränderungen auftreten?
Auswirkungen eines Estradiolmangels
- Verlust der Knochenstabilität
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Vermehrtes Schwitzen
- Depressive Verstimmungen
Auswirkungen einer Estrogendominanz
- Begünstigt Prostatawachstum
- Erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen
- Gewichtszunahme
- Allergien und Autoimmunerkrankungen
- Gereiztheit, Ängste und Panik
Auswirkungen eines Estriolmangels
- Gelenkbeschwerden
- Zahnfleischbluten
- Infektanfälligkeit
- Beschwerden der oberen Atemwege
- Tinnitus
- Reizdarm
- Prostatavergrößerung
Auswirkungen eines Progesteronmangels
- Prostatabeschwerden
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- Gewichtszunahme
- Verminderte Libido
- Launenhaftigkeit und Ängste
- Gedächtnisschwäche
- Kreislaufschwäche
Auswirkungen eines Testosteronmangels
- Potenzstörungen
- Bluthochdruck
- Osteoporose
- Muskelschwäche
- Mangelnde Stressresistenz
- Antriebslosigkeit
- Verminderte Libido
Das Zusammenspiel von Testosteron, Progesteron und Estradiol
Im Prinzip ist alles eine Frage der Balance. Ein Beispiel: Progesteron fungiert auch im männlichen Körper als Vorstufe, um Testosteron zu bilden. Gleichzeitig wirkt es ausgleichend, um den Estradiolspiegel zu senken. Mangelt es Männern an Progesteron, so kann dies eine entsprechend ungünstige Kettenreaktion in Gang setzen.
Welche Maßnahmen kann Mann für eine optimale Balance setzen?
- Ernährung: Empfehlenswert ist in jedem Fall eine Ernährung, die überwiegend frische Lebensmittel enthält. Zu bevorzugen sind regionale, saisonale und biologische Produkte. Ideal ist eine pflanzenbasierte, basische Kost mit viel frischem Obst und Gemüse und die Verwendung von hochwertigen Omega3-Ölen, wie Lein- oder Hanföl. Auf industriellen Zucker sollte möglichst verzichtet werden – ebenso auf Zusatzstoffe aller Art, wie Süß-, Farb-, Konservierungsstoffe. Auch die Aufnahme von Koffein, Nikotin, Alkohol und künstliche Süßstoffe sollte möglichst vermieden werden
- Sport: Ideal ist regelmäßiger, moderater Sport. Leistungssport kann sich kontraproduktiv auswirken. Gut sind 2- 3 Einheiten Kraftsport pro Woche, zusätzlich dazu Ausdauer-Workouts.
- Entspannung: Ganz wesentlich sind auch Maßnahmen zum Stressabbau, ein erholsamer Schlaf und eine erfüllte Sexualität.
- Meiden von endokrinen Disruptoren: Darunter versteht man hormonell aktive Substanzen, die in die Funktionskreise des Hormonsystems eingreifen. Endokrine Disruptoren können Hormone imitieren und eine Zellantwort auslösen oder als Hemmstoff Bindungsstellen blockieren: EDC beeinflussen die Konzentration endogener Hormone, indem sie deren Synthese, Freisetzung, Transport oder Abbau modulieren. Zu den EDC gehören unter anderem Bisphenol A (BPA), das in vielen Beschichtungen für Lebensmittelverpackungen enthalten ist, Phthalsäureester (Phthalate), die als Weichmacher für Kunststoff dienen, Pestizide und Herbizide sowie Industriechemikalien wie polychlorierte Biphenyle (PCB).
Fazit
Hätten Männer keine Hormone, so könnten sie keine Freude und Lust empfinden. Sie wären nicht in der Lage, Sport zu treiben oder sonst irgendwie leistungsfähig zu sein. Auch die Gesundheit der Prostata ist sowohl von Testosteron als auch von Progesteron und Estradiol abhängig.
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