Gerne tritt der Begriff Andropause auf, wenn die Wechseljahre das Mannes populärwissenschaftlich umschrieben werden. Denn auch Männer können im Alter eine hormonelle Umstellung durchlaufen und unter Testosteronmangel leiden. Der Begriff Andropause gleicht dem der Menopause so schön, dass jeder verstehen kann, was ungefähr damit gemeint ist. Doch er ist irreführend und wird von Medizinerinnen und Medizinern nicht gebraucht. Diese verwenden unter anderem noch den Begriff: Altershypogonadismus oder Late-onset-Hypogonadismus, kurz LOH. Mittlerweile wird zunehmend der Begriff funktioneller Hypogonadismus (FH) genutzt und ersetzt LOH. Der funktionelle Hypogonadismus umschreibt die verminderte Testosteronproduktion bei Grunderkrankungen, die natürlich mit dem Alter häufiger auftreten.
Was ist der Unterschied zur Menopause der Frau?
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Bei der weiblichen Menopause leitet der Körper einen Funktionsstopp ein. Die hormonelle Umstellung beginnt, wenn der Vorrat an Eizellen zur Neige geht. Männer können trotz eines funktionellen Hypogonadismus bis ins hohe Alter Spermien produzieren. Vielleicht sind es nicht mehr so viele, und die Qualität ist auch nicht mehr so gut, doch sie werden trotz Testosteronmangels nach wie vor produziert, erklärt Dr. Oliver Bargheer von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Während Frauen unweigerlich in die Menopause kommen, ist ein funktioneller Hypogonadismus bei Männern kein körperliches Gesetz.
Was sind die Anzeichen eines Testosteronmangels?
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Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Testosteronproduktion für viele Männer ab, aber nicht für alle. Für manche Männer geht ein Testosteronmangel auch gar nicht mit Leiden einher. Einige können folgende Beschwerden bekommen:
- Erektionsstörungen oder eine verminderte sexuelle Lust
- Das Körperfett verteilt sich anders. Obwohl das Körpergewicht gleichbleiben kann, bildet sich besonders am Bauch vermehrt Fett.
- Muskelabbau. Trotz Trainings ist es nicht mehr so einfach Muskeln, wie den Bizeps aufzubauen.
- Schlafmangel samt nächtlicher Hitzewallungen und Schweißausbrüche ist möglich. Besonders dieses Symptom sorgt dafür, dass Testosteronmangel immer wieder mit der Menopause verglichen wird.
- Psychische Veränderungen bis hin zur Depression können auftreten.
Allerdings können all diese Symptome bei Patienten auch aus verschiedenen anderen Gründen auftreten. Häufig sind sie einfach Teil des physiologischen Alterungsprozesses, erklärt Dr. Oliver Bargheer. Deshalb ist es immer wichtig, dass im Labor durch Tests tatsächlich ein Mangel an Testosteron bestätigt wurde, sofern ein Verdacht besteht
Grundsätzlich sprechen Männer mittlerweile öfter über ihre körperlichen Probleme, weiß Professor Dr. Michael Zitzmann von der Universitätsklinik Münster: Vor 20 Jahren waren Männer sehr skeptisch – wenn sie überhaupt in eine Praxis kamen – und haben sexuelle Probleme, wie Erektionsstörungen gar nicht erst angesprochen. Der Androloge und Reproduktionsmediziner begrüßt die größere Aufgeschlossenheit: Heute kommen sie und fragen sofort nach einer Lösung.
Wann tritt Testosteronmangel auf?
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Von den über 50-Jährigen leiden Studien zufolge 5 bis 6 Prozent unter einem funktionellen Hypogonadismus. Ein besonderes Risiko für den Testosteronmangel kann vor allem Übergewicht sein. Experte Professor Zitzmann geht sogar so weit, dass er nicht von einem altersbedingten Hypogonadismus spricht. Es gibt Studien, die zeigen, dass sich der funktionellen Hypogonadismus bei gesunden und normalgewichtigen Männern nicht zeigt. Sobald das Übergewicht ins Spiel kommt, kann das einem Testosteronmangel führen.
Das Übergewicht tritt jedoch gerne mit dem Alter ein, da der Körper nicht mehr so agil ist, vielleicht auch eine gewisse Gemütlichkeit einkehrt, gut gegessen und weniger Sport getrieben wird. Außerdem führt Professor Zitzmann an, dass sich auch bei 20- bis 30-Jährigen mit Übergewicht ein Testosteronmangel bemerkbar machen kann.
Andererseits kann ein Testosteronmangel auch bei übertriebenem Training auftreten. Leiden Sportler schon an Untergewicht, und trainieren je nach dem bis zu vier Stunden täglich, ernähren sich auch noch ketogen, also kappen die Zufuhr von genügend Kohlehydraten, stellt der Körper die hormonelle Produktion um. Beide Extreme, sowohl Über- als auch Untergewicht beeinflussen den Testosteronhaushalt also massiv.
Gibt es eine Hormontherapie gegen Testosteronmangel?
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Eine Substitutions-Therapie ist möglich. Allerdings empfehlen Ärzte und Ärztinnen zuvor meist erst einmal eine Umstellung der Lebensweise, manifestiert Dr. Oliver Bargheer. Mehr Sport treibt die Produktion des Testosterons generell an. Besonders Ausdauertraining ist besser zu empfehlen als reines Krafttraining. Gemeinsam mit einer gesünderen Ernährung kann es zum Verlust des Übergewichts führen.
In einigen Fällen kann jedoch bei einer Hormontherapie Testosteron verabreicht werden. Anfangs werden alle drei bis sechs Monate die Werte überprüft und reevaluiert. Die Testosteronkonzentration wird am Morgen gemessen. Wird ein Mangel zweimal bestätigt, kann mit einer Therapie begonnen werden, die dann auch die Krankenkasse übernimmt, sagt Professor Zitzmann.
Dies kann zu einer längeren Behandlung führen, wenn der Patient unter den Symptomen sehr leidet und klinisch durch die Testosterongabe profitiert. Allerdings ist dies mit fortschreitendem Alter immer auch eine individuelle Abwägung. Der behandelnde Arzt weiß dies abzuschätzen. In Studien wurde gezeigt, dass auch ältere Männer unter einer Testosterongabe nicht häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle bekommen und dass die Testosterontherapie nicht mehr Prostatakarzinome verursacht.
Im Gegenteil, es gibt Beschwerden älterer Männer, bei denen es durch die Zugabe von Testosteron eine Besserung geben kann, sofern ein Mangel daran besteht. Dazu zählen beispielsweise Anämie oder Osteoporose. Und die Stimmung verbessert sich deutlich, nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch das Allgemeinbefinden. Ebenso vermindern sich Symptome einer Depressivität unter Testosterongabe.
Löst Testosteronmangel die Midlifecrisis aus?
Unter der Midlifecrisis versteht man einen rein psychischen Prozess. Männer um die 50 stellen sich die Sinnfrage, wollen vielleicht kürzertreten oder etwas ganz Neues beginnen. Sie wollen es nochmal wissen oder ihr Leben ändern. Diese psychische Krise kann natürlich auch durch die körperlichen Veränderungen verstärkt oder initiiert werden. Doch Die Midlifecrisis selbst beschreibt ein vornehmlich emotionales Phänomen, unterscheidet Dr. Bargheer von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
Was bedeutet der Begriff PADAM-Syndrom?
Das PADAM-Syndrom ist ein veralteter medizinischer Begriff. Er umschrieb früher den FH und steht für: partielles Androgen-Defizit des alternden Mannes. Heute wird er nur noch selten genutzt, kommt aber hier und da, vor allem in Asien, noch vor. Dort wird er aber oft im Sinne eines durch Übergewicht entstandene Hypogonadismus genutzt, sagt Professor Zitzmann.
4 Schritte gegen den Testosteronmangel
- Gesunde und ausgewogene Ernährung!
- Übergewicht oder extremes Untergewicht vermeiden
- Sport treiben. Der hilft nicht nur gegen das Übergewicht, sondern kurbelt an sich auch die Testosteronproduktion an.
- In einigen Fällen kann eine Hormonersatztherapie helfen. Der Testosteronmangel muss durch Tests im Labor bestätigt sein. Dann wissen Ärzte und Ärztinnen, was genau zu tun ist.
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