Die Klischees sind zahlreich, von der neuen Lederjacke bis zum schnittigen Sportwagen. Er hat eben eine Midlife-Crisis! Schnell ist das Urteil in die Runde geworfenen. Dabei ist die Krise keine Marotte, sondern ernst zu nehmen. Sie kann das Leben des Mannes, aber auch seiner Partnerin oder seines Partners beeinflussen und zu echtem Leidensdruck führen. Das gilt auch für gleichgeschlechtliche Beziehungen: Nur weil der Partner selbst ein Mann ist, muss er den Betroffenen nicht unbedingt besser verstehen.
Wörtlich genommen tritt diese Krise in der Mitte des Lebens ein, zwischen dem 40 und 55. Lebensjahr. Mit den Wechseljahren des Mannes, also einer hormonellen Veränderung auf Grund von Testosteronmangel, hat die Midlife-Crisis erst einmal nicht direkt zu tun. Sie kann zwar durch die körperliche Umstellung begünstigt oder getriggert werden, ist aber in erster Linie ein psychologisches Phänomen.
Wie definiert man eine echte Midlife-Crisis, im Gegensatz zu einer Phase?
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Die Midlife-Crisis ist eine Zeit intensiver Selbstreflexion, in der Männer ihr Leben hinterfragen. Dabei geht es nicht nur um äußere Erfolge, sondern um tiefergehende Fragen nach Identität, Sinn und Vergänglichkeit, erklärt Paartherapeutin Hannah Gensch aus München. Die Männer fragen sich: Bin ich noch der, der ich sein möchte? oder Habe ich meine Ziele erreicht?.
Eine echte Midlife-Crisis unterscheidet sich von einer vorübergehenden Phase darin, dass sie oft von emotionalen Turbulenzen begleitet, wird: Unzufriedenheit, Zweifel oder das Bedürfnis nach grundlegenden Veränderungen.
Die Midlife-Crisis fordert Männer heraus, sich mit Themen wie Vergänglichkeit, Selbstwert und Lebenssinn auseinanderzusetzen. Oft empfinden sie eine Kluft zwischen ihren inneren Wünschen und äußeren Realitäten, erläutert Therapeutin Gensch das innere Spannungsfeld. Diese Zeit ist jedoch auch eine Gelegenheit, sich neu zu entdecken und eine tiefere Verbindung zu sich selbst herzustellen.
Wie äußert sich eine Midlife-Crisis?
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Wie immer steckt auch in den Klischees ein Fünkchen Wahrheit. Zu die typischen Anzeichen zählen tatsächlich auch plötzliche Hobbys oder eine berufliche Veränderung. Es können aber auch unerklärliche Gereiztheit, Traurigkeit und Verstimmungen auftreten. Diese Krise ist oft ein Ruf nach persönlicher Weiterentwicklung, weiß Expertin Gensch, die Merkmale tiefer zu erklären.
Die Anzeichen sind nicht immer offensichtlich. Viele Männer drücken ihre Unsicherheit indirekt aus – durch Kritik an der Beziehung, Rückzug oder das Streben nach Freiheit. Hinter Aussagen wie Ich brauche etwas Neues oder Mir fehlt etwas steckt oft das Bedürfnis, wieder Selbstbestimmung zu spüren. Die Männer meinen dann nicht unbedingt, was sie sagen, sondern ringen darum, ihre Emotionen greifbar zu machen, analysiert Hannah Gensch.
Welche Herausforderungen bringt das für die Partnerin oder den Partner mit sich?
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Für Partnerinnen und Partner kann die Midlife-Crisis des Mannes Verunsicherung und emotionale Distanz mit sich bringen. Es ist oft schwer, den Rückzug oder die plötzlichen Veränderungen nicht persönlich zu nehmen. Ein wichtiger Schritt ist, die Krise als inneren Prozess des Mannes zu erkennen und nicht als Ablehnung der Beziehung.
Ein Punkt, den viele Partnerinnen übersehen, ist, dass sie die Krise ihres Partners nicht lösen können, berichtet Hannah Gensch aus ihrer Erfahrung in der Paartherapie. Die Verantwortung für den eigenen Weg bleibt beim Mann. Partner und Partnerinnen können jedoch durch Verständnis und Geduld eine unterstützende Rolle spielen, ohne dabei ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren, rät die Expertin. Oft ist es gerade diese Balance, die langfristig zu einer tieferen, authentischeren Beziehung führt.
4 Tipps, die der Beziehung durch die Midlife-Crisis helfen können
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- Partnerinnen und Partner können unterstützen, indem sie Raum für ehrliche Gespräche schaffen und aktiv zuhören.
- Gleichzeitig ist es wichtig, dass Partnerinnen und Partner die eigenen Grenzen wahren und sich selbst nicht verlieren.
- Ein Perspektivwechsel! Eine Krise ist keine Sackgasse, sondern eine Chance für Wachstum – individuell und gemeinsam.
- Paartherapie kann helfen, die Dynamik besser zu verstehen und gemeinsame Perspektiven zu entwickeln.
Midlife-Crisis: So schaffen es Männer, damit fertig zu werden
Für die betroffenen Männer scheint die Krise oft ein unüberwindbarer Berg. Es gibt einige Schritte, die dabei helfen können, über ihn hinwegzukommen und die innere Unruhe zu zügeln.
- Analyse. Betroffene neigen dazu, die Probleme wegzuwischen. Dabei ist es sinnvoller darüber nachzudenken, sie zu analysieren und dem Ursprung auf den Grund zu gehen.
- Reden. Die Partnerin darf nicht ausgeschlossen werden, von dem was im Kopf des Mannes vorgeht. Über Probleme und Sorgen zu sprechen hilft nicht nur Betroffenen, verschafft Erleichterung, sondern hilft auch der Partnerin, den Mann besser zu verstehen.
- Erfahrungsaustausch. Männer sollten mit anderen Männern in ihrer Lage sprechen, oder auch Älteren, die bereits durch solche eine Krise hindurch sind. Das können Freunde, Verwandte oder vertraute Kollegen sein.
- Hilfe in Anspruch nehmen. Nehmen die Probleme überhand, droht die Stimmung in eine Depression abzurutschen, dann sollten Betroffene sich therapeutische Hilfe holen. Oft hilft es, wenn eine neutrale Person einmal von außen professionell auf die Lage blickt.
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