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Götter in Weiß? Auch nur Menschen!

Aus eigener Erfahrung: Wechselweise-Kolumnistin Janina Lebiszczak denkt über hinderliche Glaubenssätze in der Medizin, vor allem in der Arzt-Patienten-Beziehung nach.

Ich bin ein gebranntes Kind. Meine Leidensgeschichte (Dieser Begriff geht mir nicht leicht über die Lippen. Als würde sich das Leiden ins Leben einzementieren, wenn man es als solches bezeichnet) begann in den 2010er Jahren. Diese bleierne Müdigkeit. Ich bin sogar mal während einer Redaktionskonferenz eingeschlafen. Das war höchstnotpeinlich. Mein Gewicht schwankte, meine Stimmung schwankte, meine Haare waren so trocken, dass ich sie an meinen Schultern brechen hören könnte. Ich pilgerte von Arzt zu Ärztin und zurück. 

Bis ich medizinische Beratung fand, in der mein Anliegen ernst genommen wurde, dauerte es eine Zeit. Denn mit der Diagnose „Hashimoto“ (eine Autoimmunkrankheit, die die Schilddrüse zerstört) war es nicht getan. Zwar war ich mit den gängigen Hormonpräparaten und Supplements wie Selen gut eingedeckt, aber die Reise sollte erst so richtig losgehen. So krass das jetzt auch klingen mag: Meine Brüste begannen eine milchige Flüssigkeit abzusondern. Und Hand aufs Herz: es gibt nur eine Phase im Leben einer Frau, in der das Laktieren Sinn und Freude macht.  

Bei mir jedoch hatte sich ein gutartiger, wenn auch hormonaktiver Tumor auf der Hypophyse gebildet, der Prolaktin, das Muttermilch-Hormon, produzierte. Und das mir, der Frau ohne Kinderwunsch. Das Prolaktinom ist der häufigste hormonproduzierende Hypophysen-Tumor, auch Männer können ihn entwickeln. Allerdings sind Frauen fünfmal häufiger davon betroffen als Männer. Ich war eine davon, und ich wollte nur eines: das Teil loswerden, obwohl es viel zu klein war, um auf meinen Sehnerv zudrücken. Aber es war fremd und fies und ich fühlte mich grauenhaft.  

Götter wissen alles. Aber wir sind Menschen 

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Die Medikamente zur Senkung des Prolaktin-Spiegels vertrug ich überhaupt nicht gut. Ich war nicht mehr ich, wie in Watte gepackt, dauerschwindlig und deprimiert, alles in mir wusste: In dieser Tour geht?s nicht weiter. „Das sollte aber so nicht sein“, war der häufigste Satz, den ich damals von den vielen, vielen Mediziner:innen hörte, die ich konsultierte. „Das sollte aber so nicht sein“ – für mich klang das wie eine Schuldzuweisung. Sie waren gegen eine OP (unnötig) mein damaliger Mann war gegen eine OP (zu riskant).  

Ein weiteres bedeutsames Wort nach „Leidensweg“: Leidensdruck. Von nun an war ich bockig und keine „gute Patientin“ mehr. Ich dachte an mich, nur an mich. Ich ertrotze mir also schließlich den operativen Eingriff, beim Oberarzt der Neurologie des größten Wiener Spitales mit der Unterstützung meiner Familie. Ich ließ mir das Teil vom Gehirn kratzen. Durch die Nase rausholen. Weil ich wusste, was ich brauchte. Ein Leben, wieder. 

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So weit, so dramatisch. Warum erzähle ich euch das aber alles? Weil es meiner Meinung nach gefährliche Glaubenssätze in der Medizin, aber vor allem in der Arzt-Patienten-Beziehung gibt. „Götter in Weiß“, diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Götter machen keine Fehler, deshalb müssen sie auch keine eingestehen. Götter wissen alles, Götter müssen nicht beim Kollegen-Gott um Rat fragen, wenn sie sich nicht zu 100 Prozent auf einem Gebiet sicher sind.  

Erinnert euch das an etwas? Ja, die Symptome der Wechseljahre kommen durchaus häufiger vor als Prolaktinome – und doch gibt es immer noch sehr viel Unwissen. Manche Frauen werden nicht ernstgenommen, sie sollen sich nicht so anstellen, ein bisschen Luft und Bewegung, und bald ist sicher alles wieder prima. Andere wiederum bekommen – ohne mit der Wimper zu zucken – Hormone verschrieben, auch wenn diese nicht für jede Frau die ideale, bzw. die erste und einzige Möglichkeit zur Linderung der Beschwerden darstellen.  

„Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen“ 

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Das hier ist kein Rant gegen Ärzt:innen. Auch sie stehen unter Druck, auch sie sind nur Menschen. Ich meine allerdings: Fragen kostet nichts. Sich aus dem Gefängnis der eigenen Allwissenheit und Untadligkeit zu befreien, kann viel zum allgemeinen Wohlbefinden auf allen Seiten beitragen. Mir persönlich hat der Satz „Das weiß ich nicht genau, da muss ich mich erst genauer informieren“ schon viele innere Freiheit gebracht. Auch als Journalistin, Eventerin, Networkerin muss ich nicht alles wissen, nicht alles können. Aber ich weiß, wo ich nachfragen kann, bei wem gehaltvolle Informationen zur Verfügung stehen. Auch deshalb haben wir wechselweise.net gegründet: Information ist alles. Vernetztes Denken, Empowerment, Zusammenarbeit von Schul- und Komplementärmedizin und holistische Ansätze sind gefragt.  

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Allerdings gilt während der Reise zu einem gesunden, glücklichen Leben eine wichtige Prämisse: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts“. Dieser Satz stammt von Simone de Beauvoir, einer Frau, die das Leiden einer Frau nur allzu gut kannte. Tatsache: Eigenverantwortung und Selbstmanagement gehören dazu. Nicht hinnehmen, hinterfragen. Nicht faul sein, nichts schleifen lassen, sondern weitere Meinungen einholen. Dranbleiben. Kämpfen. Es wäre zu bequem, alles auf die behandelnden Mediziner:innen abzuwälzen. Gesundheit liegt vor allem in unserer eigenen Verantwortung. Auch wenn es manchmal mühsam ist, auch wenn die Welt uns kurzfristig für verrückt erklärt.  

Heute geht es mir gut, sehr gut. Ich wünsche euch von Herzen dasselbe. Und die Ärzteschaft möchte ich aus ihrem Gefängnis befreien und ihr sagen, dass sie einen großartigen Job oft am Rande der Belastbarkeit macht. Am Ende des Tages ist der Menschen hinter dem Schreibtisch in der Ordination derselbe wie jener, der bei ihm Hilfe sucht. Und Götter gehören bitte ins Reich der Mythologie. 


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