Warum Frauen in den Wechseljahren so oft trocken sind? Sicherlich nicht, weil ihnen die Lust am Sex vergangen ist. Es liegt wie üblich an den Hormonen: Östrogen ist unter anderem auch für die Feuchtigkeit und Elastizität der Vaginalschleimhaut verantwortlich. Durch den Rückgang im Wechsel wird die Schleimhaut dünner, trockener und empfindlicher. Viele Frauen erleben dadurch Beschwerden wie Trockenheit, Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Vaginale Trockenheit kann die sexuelle Lust und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Erfreulicherweise gibt es Hilfe – welche, erfährst du in diesem Beitrag. Als Expertin stand uns Dr. Bibiana Kalmar, Fachärztin für Gynäkologie und Frauenheilkunde und Leiterin des Frauenmedizinischen Zentrums in Wien, zur Seite.
Welche Arten von Gleitgels und -cremes gibt es?
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Gleitgels und -cremes lindern vaginale Trockenheit ab der ersten Anwendung. Sie reduzieren die Reibung und machen den Sex angenehmer. Besonders bei empfindlicher und trockener Schleimhaut können sie Schmerzen verhindern und die Freude an der Erotik zurückbringen. Die feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften der Gels tragen zur Verbesserung des Hautgefühls bei. Gleitmittel unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Zusammensetzung und Basis:
- Wasserbasierte Gleitgels: Leicht abwaschbar, nicht fettend, gut verträglich. Geeignet für Frauen mit sensibler Haut.
- Silikonbasierte Gleitgels: Sehr langanhaltend, seidig, wasserfest. Eher schwer abzuwaschen, aber ideal bei starkem Trockenheitsgefühl.
- Ölbasierte Gleitcremes: Reichhaltig und pflegend, nicht kondomgeeignet. Gut für Frauen mit extrem trockener Haut.
- Gleitmittel mit hormoneller Unterstützung: Enthalten meist Östrogen oder DHEA und fördern die Regeneration der Vaginalschleimhaut.
- Natürliche/biologische Gleitmittel: Frei von künstlichen Zusätzen und Duftstoffen. Oft auf Aloe-Vera- oder Kokosölbasis.
Gleitmittel in den Wechseljahren: Welches Produkt passt zu mir?
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Um das passende Gleitgel zu finden, sollten Frauen ihre individuellen Bedürfnisse kennen. Wasserbasierte Gels sind eine gute Wahl für Frauen mit empfindlicher Haut, während silikonbasierte Produkte bei intensiver Trockenheit helfen können. Wer empfindlich auf Zusatzstoffe reagiert, sollte zu natürlichen Produkten greifen. Bei hormonell bedingter Trockenheit können auch Gleitmittel mit Östrogen sinnvoll sein, jedoch nur nach ärztlicher Beratung.
Wichtige Aspekte: Verträglichkeit und Sicherheit
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- Hautverträglichkeit: Bei Allergien oder empfindlicher Haut auf parfümfreie und hypoallergene Produkte achten.
- Kondomverträglichkeit: Ölbasierte Gleitmittel zerstören Latexkondome. Und auch in den Wechseljahren kann man noch schwanger werden.
- pH-Wert: Ein pH-Wert von 4-5 ist optimal, um die Vaginalflora zu unterstützen.
- Zusatzstoffe: Produkte mit Glycerin, Parabenen oder Parfümen können Reizungen verursachen.
Gleitcremes mit Hormonen: Die Vor- und Nachteile
Hormonhaltige Gleitmittel enthalten meist Östrogen oder DHEA. Sie unterstützen die Schleimhautregeneration und lindern Trockenheit dauerhaft. Allerdings sind sie rezeptpflichtig und sollten nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden. Besonders für Frauen mit Hormonempfindlichkeit oder bei hormonbedingten Krebsrisiken ist Vorsicht geboten. Hormonhaltige Gleitcremes können auch Teil einer Hormonersatz-Therapie sein.
Für Frauen, die keine Hormonpräparate verwenden können oder möchten, sind nicht-hormonelle Gleitgels und vaginale Feuchtigkeitscremes eine gute Alternative. Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Milchsäure oder pflanzliche Extrakte können die Schleimhaut ebenfalls pflegen.
Gleitcreme selbst herstellen, in der Küche und im Kopf
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Eine einfache und natürliche Gleitcreme kann aus Aloe Vera Gel und ein wenig Kokosöl hergestellt werden. Wichtig ist, dass die Zutaten rein und frei von Duftstoffen sind. Beide Inhaltsstoffe spenden Feuchtigkeit und beruhigen die Schleimhaut. Hier ein einfaches Rezept:
- 50 ml Aloe Vera Gel (naturrein)
- 2 EL Kokosöl (kaltgepresst)
- 1 TL Vitamin-E-Öl (optional, für zusätzliche Pflege)
Zubereitung:
- Kokosöl vorsichtig im Wasserbad schmelzen. Nicht aufkochen.
- Aloe Vera Gel und optionales Vitamin-E-Öl hinzufügen und gut verrühren.
- In ein sauberes, verschließbares Glas füllen.
- Im Kühlschrank lagern und bei Bedarf eine kleine Menge verwenden
Achtung: Selbstgemachte Gleitmittel sind nicht kondomgeeignet und sollten bei empfindlicher Haut erst vorsichtig getestet werden.
Einen wertvollen Tipp möchte uns Dr. Bibiana Kalmar noch mit auf den Weg geben: Sinnlichkeit – und damit auch Feuchtigkeit – beginnt im Kopf. Denken Sie an Sex, befriedigen Sie sich selbst, lernen Sie ihren Körper kennen. Erotik ist eine Kraft, die uns täglich begleitet – vom Kauf schöner Unterwäsche bis zu einer genussvollen Massage. Erotische Fantasien und sexuelle Gedanken fördern die Durchblutung im Beckenbereich, was die natürliche Feuchtigkeit der Vaginalschleimhaut unterstützen kann. Und, wie heißt es so schön: Hüfts nix, schods nix – oder auf hochdeutsch: Hilft es nichts, schadet es bestimmt nicht – das Auseinandersetzen mit eigener Lust.
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