Judith Bildau: "Mit 'Body in Balance' werden Hormone zu Partners in Crime"

2024 hat Frauenärztin und Medical Influencerin Dr. Judith Bildau im Rahmen des 2. MenoDay den Wechselweise-MenoAward für ihren Einsatz für die Frauengesundheit in der Lebensmitte erhalten. Nun ist ihr Buch „Body in Balance“ erschienen. Es vermittelt, welche neuen Erkenntnisse es zu den Wechseljahren gibt und wie Beschwerden mit Hilfe von Hormonersatztherapie (HET), Off Label-Ansätzen, pflanzlichen Therapieoptionen und Mikronährstoffen gelindert werden können. Wir trafen Dr. Bildau zum Interview. 

Was war Ihre Motivation, „Body in Balance“ zu schreiben – und warum gerade jetzt? 

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Dr. Bildau: Nach wie vor fühlen sich viele Frauen unsicher, was ihren Zyklus und die hormonellen Veränderungen betrifft, die sie während ihres Lebens durchlaufen. Häufig leiden sie unter Beschwerden und wissen gar nicht, dass diese hormonell bedingt sind. Oft fühlen sich die Frauen zudem von ihren Ärzten und Ärztinnen diesbezüglich allein gelassen und nicht gut betreut. 

In meiner Sprechstunde, aber auch in den sozialen Medien, bekomme ich tagtäglich unzählige Fragen rund um das Thema „Hormone“. Mir ist aufgefallen, dass sich die Fragen sehr ähneln bzw. dass viele Frauen dieselben Probleme und Fragen haben und keine fundierten Antworten darauf bekommen. Meine Motivation „Body in Balance“ zu schreiben, war deshalb, ein grundlegendes Verständnis für den weiblichen Zyklus, die Prämenopause, die Perimenopause und auch die Postmenopause zu schaffen. 

Wie kann ich die hormonellen Schwankungen innerhalb meines Zyklus für mich nutzen? Wann sollte ich bestenfalls mit einer Hormonersatztherapie beginnen? Wie finde ich eine individuell passende Dosierung für mich? Und wie gestalte ich meine Postmenopause, damit ich gesund und stark älter werden kann? Das sind alles Fragen, die ich in meinem neuen Buch ausführlich und leicht verständlich beantworte. 

Viele Frauen sind unsicher, wann genau die Perimenopause beginnt ... 

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Dr. Bildau: Ja, das stimmt! Viele Frauen sind sehr überrascht, wenn ich ihnen sage, dass die Wechseljahre statistisch bereits mit 45 Jahren beginnen. Sie haben deutlich später damit gerechnet! 

Zudem verbinden sie die Perimenopause hauptsächlich mit dem Symptom der Hitzewallungen. Dabei gibt es viele andere Beschwerden, die leider überhaupt nicht mit der hormonellen Veränderung in Verbindung gebracht werden – leider auch nicht von ärztlicher Seite. Ich denke hier zum Beispiel an Tinnitus, Schwindel, Migräne und Herzstolpern. 

Dadurch haben viele Frauen einen langen Leidensweg, einen hohen Leidensdruck und absolvieren einen wahren Arztmarathon, ohne adäquate Hilfe zu bekommen. Ich gehe in meinen Buch deshalb ganz spezifisch auf solche Symptome ein, erkläre die genaue Ursachen und biete therapeutische Lösungswege an.  

In Ihrem Buch sprechen Sie auch über moderne Therapieansätze ...

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Dr. Bildau: Zunächst einmal gehe ich sehr ausführlich auf die verschiedenen Therapieschemata der Hormonersatztherapie (HRT) ein. Meiner Erfahrung nach machen nämlich viele Frauen eine HRT, fühlen sich aber nicht gut eingestellt und haben keine befriedigende Linderung ihrer Beschwerden. Dabei benötigt es nur einer kleinen Anpassung! 

Ich bespreche außerdem neuartige Therapieansätze, wie z.B. die nicht-hormonell wirksamen NK3-Antagonisten, die spezifisch gegen Hitzewallungen wirken, indem er den Neurokinin-3-Rezeptor im Gehirn blockiert. Aber auch Off Label-Ansätze, wie speziell für Frauen passende Testosterontherapien. 

Und nicht zuletzt stelle ich auch verschiedene pflanzliche Therapieoptionen vor und Mikronährstoffe, die Frauen nicht nur dabei helfen können, akute Beschwerden zu lindern, sondern auch präventiv wirken.  

Hormonersatztherapie ist ein sensibles Thema – hat sich die Sichtweise in den letzten Jahren verändert? 

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Dr. Bildau: Wir kommen – zum Glück – immer mehr dahin, dass Hormonersatztherapien nicht mehr „verteufelt“, sondern als therapeutische Möglichkeit angesehen werden, die Frauen nicht nur durch die Perimenopause hilft, sondern auch vor vielen Alterserkrankungen schützt. 

Dennoch herrscht bezüglich der Therapie noch viele Unsicherheit – was die Dosierungen angeht, die Therapiedauer, die Risiken etc. Mit „Body in Balance“ möchte ich nicht nur Klarheit schaffen, sondern auch Sicherheit geben.  

Auch Lebensstil und Ernährung spielen eine Rolle: Welche Maßnahmen haben den größten Effekt? 

Dr. Bildau: Meiner Meinung nach sind es verschiedene Puzzleteile, die Frauen zusammensetzen sollten, damit sie gesund und fit älter werden. Es gibt nicht DIE eine Maßnahme, die allein dafür sorgt. Die wichtigsten Puzzleteile sind eine gesunde, ausgewogene und am besten anti-entzündlich wirkende Ernährung, wichtige Mikronährstoffe, Stressreduktion und ausreichend körperliche Bewegung mit besonderem Augenmerk auf dem Muskelaufbau. Auch eine rechtzeitig begonnene HRT kann ein wichtiges Puzzleteil sein.  

Sie widmen sich auch der Postmenopause. Welche Herausforderungen stellen sich Frauen da? 

Dr. Bildau: Momentan konzentriert sich, was das Thema „Frauengesundheit“ angeht, die Aufklärung und die Berichterstattung hauptsächlich auf die Wechseljahre. Viele Frauen in der Postmenopause fühlen sich deshalb – verständlicherweise – nicht ausreichend gesehen. Viele Frauen können und/oder wollen auch keine HRT mehr beginnen und haben Sorge, dass sie daher keine Möglichkeit haben, sich vor Osteoporose und andere typischen Alterserkrankungen. zu schützen. 

Das stimmt aber nicht! Es gibt, auch ohne Hormonersatz viele wissenschaftlich fundierte Ansätze, Alterserkrankungen vorzubeugen. Und auch wenn es (noch) Hormonmangelbeschwerden gibt, können diese gezielt behandelt werden. Ich beleuchte deshalb in einem Teil des Buches alles rund um die Postmenopause.  

Was möchten Sie Frauen mitgeben, die sich erstmals umfassend über diese Lebensphase informieren? 

Dr. Bildau: Ich wünsche mir, dass prämenopausale Frauen, keine Angst vor ihren Hormonen haben und nicht sofort an PMS und Zyklusbeschwerden denken, sondern ihre Hormone als „Partner in crime“ sehen, die sie für sich nutzen können. 

Ich wünsche mir, dass keine perimenopausale Frau mehr unter Wechseljahres-bedingten Beschwerden leiden muss. Das sie nun die Grundsteine legt für ein gesundes Älterwerden und diese spannende Lebensphase vollumfänglich genießen kann. 

Und ich wünsche mir, dass postmenopausale Frauen ihre Gesundheit selbstbestimmt in die Hand nehmen und Freude, Spaß und Energie mit jedem zusätzlichen Jahr haben! 

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