Stellen Sie sich vor: Mitten im wichtigen Meeting läuft Ihnen plötzlich heiß der Schweiß über den Rücken. Röte steigt ins Gesicht, Hitze breitet sich aus, und Sie beginnen, immer mehr zu schwitzen. Ihr Puls rast, die Gedanken kreisen nur noch um eines: Wie komme ich unbemerkt aus dieser Situation heraus? Viele Frauen in den Wechseljahren können von solchen Hitzewellen am Arbeitsplatz ein Lied singen. Ein Drittel aller Frauen erlebt erhebliche Beeinträchtigungen, ein weiteres Drittel verspürt leichte bis mittlere Symptome, während das letzte Drittel weitgehend beschwerdefrei bleibt.
Wenn Schwitzen, Brainfog und Co zur Belastung werden
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Die aktuelle Studie Meno Support Austria der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin verdeutlicht, wie stark solche Beschwerden die Arbeitsfähigkeit beeinflussen können. Zu den häufigsten zählen Konzentrationsprobleme, körperliche und mentale Erschöpfung, Schlafstörungen und starkes Schwitzen. Auch seelische Veränderungen wie Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Brainfog oder das Gefühl, nicht mehr leistungsfähig zu sein, können zur Belastung werden. Die Hormonumstellung kann sogar Wunden aufreißen: Alte Traumata können plötzlich wieder oder erstmals spürbar werden.
Wenn das persönliche Stresstoleranzfenster durch diese Belastungen ohnehin eng ist, reichen aufgrund der Hormonumstellung kleine Stressoren im Arbeitsalltag aus, um emotionale Überreaktionen auszulösen. Der schützende Effekt von Östrogen und die beruhigende Wirkung von Progesteron fallen dabei weg – das kann unsere Fähigkeit, mit Stress umzugehen, beeinträchtigen. Wichtig zu wissen ist, dass dieses Toleranzfenster ein dynamisches Modell ist, das situationsbedingt und stimmungsbedingt mal größer und mal kleiner sein kann und auch veränderbar ist. Der Vorteil von einem größeren Stresstoleranzfenster: Wir vermeiden Überreaktionen und empfinden die Wechselbeschwerden als weniger stark.
Jede vierte Frau reduziert ihre Arbeitszeit
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Frauen am Arbeitsplatz leiden meist im Stillen. Laut der Meno Support-Studie halten 49 Prozent der Befragten die Wechseljahre am Arbeitsplatz für ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Viele befürchten, aufgrund ihrer Beschwerden benachteiligt zu werden, oder haben Angst vor Stigmatisierung. Als Folge reduziert jede vierte Frau ihre Arbeitszeit oder geht früher in Pension. Frauen verlassen häufig unbemerkt und still das Berufsleben und schaffen Platz für andere. Dieser Rückzug ist nicht nur gesellschaftlich problematisch, sondern auch wirtschaftlich schädlich. Es kostet Unternehmen wertvolle Erfahrung und Kompetenz – ein Luxus, den sich die Wirtschaft angesichts der demografischen Entwicklung nicht mehr leisten kann.
Es braucht dringend mehr Aufklärung
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Unternehmen sind jetzt in der Verantwortung, aktiv zu werden. Nach dem Motto Raus aus der Tabuzone! fördert ein offener Umgang nicht nur das Betriebsklima, sondern hält wertvolle Mitarbeiterinnen langfristig im Betrieb, gesund und motiviert. Workshops helfen Führungskräften und Mitarbeitenden, die Wechseljahre als ganz normale Lebensphase zu betrachten, über die offen und ohne Scham gesprochen werden kann. Es ist sinnvoll, das Thema in bestehende Gesundheitsprogramme zu integrieren. Kleine Anpassungen mit großer Wirkung sind:
- Bewegungsprogramme
- ergonomische Arbeitsplätze
- klimatisierte Büros
- flexible Arbeitszeiten
- Homeoffice
- ein zusätzliches Set an Arbeitskleidung
Maßnahmen wie diese unterstützen das Wohlbefinden aller Mitarbeiter:innen.
Mut zur Veränderung: Selbstwirksamkeit stärken
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Auf individueller Ebene werden die Wechseljahre oft als Wendepunkt erlebt, der Raum für Neuausrichtung und persönliches Wachstum bieten kann. In meinen Coachings bestärke ich Frauen, von der Betroffenen zur Gestalterin zu werden. Frauen in den Wechseljahren stehen oft an einem Punkt, an dem sie alte Rollen hinterfragen, neue Prioritäten setzen und ihre Bedürfnisse stärker in den Fokus rücken. Für Unternehmen zahlt es sich aus, das Potenzial zu erkennen und gezielt zu fördern. Die Wechseljahre sind eine Einladung zur Veränderung – für Frauen ebenso wie für die Arbeitswelt. Unternehmen, die diese Lebensphase nicht als Störung, sondern als Chance begreifen, leisten einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden, resilienten und menschlicheren Arbeitskultur.
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