Die Wechseljahre markieren nicht nur das Ende der Fruchtbarkeit, sie können auch eine Reihe anderer, oft rätselhafter Veränderungen mit sich bringen – von Gewichtszunahme bis hin zu Brainfog. Die erhebliche Reduktion von Östrogen und Progesteron im Körper kann außerdem das Risiko für Gesundheitsprobleme bis hin zur Demenz erhöhen. Um diesen Risiken zu begegnen, nehmen viele Frauen im Wechsel Östrogen im Rahmen einer Hormonersatz-Therapie ein.
Östrogen und Gewicht
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Wissenschaftlerinnen der Arizona State University haben nun herausgefunden, dass Hormone und Darmbakterien sich gegenseitig beeinflussen, was zu Veränderungen des Stoffwechsels und der Gehirnfunktion führt. Diese Beziehung könnte der Schlüssel zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden und zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen generell sein. In ihrer Studie untersuchten die Forscherinnen Rosa Krajmalnik-Brown und Heather Bimonte-Nelson zusammen mit Anita Mayer und Julia Files von der berühmten Mayo Clinic, wie sich die Wechseljahre und Östrogenpräparate in Tiermodellen auf Gewicht, Darmbakterien, Lernfähigkeit und Gedächtnis auswirken. Das Ergebnis verblüfft: Die Wissenschaftlerinnen fanden etwa heraus, dass hormonell unbehandelte Wechseljahre zu einer Gewichtszunahme führen können, eine Behandlung mit hoch- und niedrigdosiertem Östrogen diese Zunahme jedoch verhindern kann.
Gehirngesundheit sitzt im Bauch
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Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass die Wechseljahre die Gemeinschaft der im Darm lebenden Bakterien, das so genannte Mikrobiom, verändern und es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Darmbakterien und einem besseren Gedächtnis gibt. Unsere Studie ergab, dass es einzigartige Beziehungen zwischen der Zusammensetzung des Darms und der Kognition gibt, die vom Hormonstatus abzuhängen scheinen. Wir fanden heraus, dass intakte Eierstöcke eine positive Wirkung auf die Darm-Mikrobiota haben und dass sich dieses Profil in und nach der Menopause verändert", so Bimonte-Nelson, die als Professorin am Fachbereich Psychologie auch untersucht, wie die Wechseljahre unsere kognitiven Funktionen beeinflussen. "Das Mikrobiom könnte sehr wohl beeinflussen, wie sich die Wechseljahre und Östrogene auf Lernfähigkeit und Gedächtnis auswirken.
Was im Darm passiert, bleibt nicht im Darm
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Ihre Folgerung: Eine Östrogenbehandlung verbessert die Gesundheit des Mikrobioms und hilft, einige, wenn auch nicht alle, Veränderungen zu korrigieren. Krajmalnik-Brown, Direktorin des Biodesign Center for Health Through Microbiomes, ergänzt: Ein Hormon kann das Mikrobiom verändern, und das Mikrobiom kann dem Körper helfen, je nach seinem aktuellen Zustand verschiedene Chemikalien herzustellen. Ich vergleiche diese Hormone mit kleinen Taxis, die Signale vom Darm zur Leber, zum Gehirn und zu anderen Teilen des Körpers transportieren. Sprich: Was im Darm passiert, bleibt nicht im Darm.
Die Zukunft der Hormonersatztherapie?
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Die Conclusio des All-Female-Teams an herausragenden Wissenschaftlerinnen: Ihre Studie zeigt wichtige Wege für künftige Forschungen auf. "Ich glaube, dass unsere Arbeit die Tür zu vielen spannenden Entdeckungen über die Rolle der Wechseljahre und der Darm-Mikrobiota bei der Beeinflussung des Gehirns und des Körpers während des Alterns geöffnet hat", sagte Stephanie Koebele, Mitautorin der Studie und Postdoktorandin am ASU Center for Evolution and Medicine: Es liegen noch viele Experimente vor uns und es gibt noch jede Menge zu entdecken, was die Verbindungen zwischen dem Darm, dem endokrinen System und der Gehirnfunktion betrifft. Wenn wir mehr über das Mikrobiom und seine Beziehung zum Rest des Körpers erfahren, können neue Instrumente zur Verbesserung der Frauengesundheit erarbeitet werden.
Einen Ausblick skizzieren die Wissenschaftlerinnen jetzt schon: So könnte sich etwa herausstellen, dass eine bestimmte Art von Bakterium für den Prozess der Bildung oder Verteilung von Östrogen wichtig ist. Das Hinzufügen oder Züchten dieses Bakteriums durch Vitamine, Präbiotika oder Probiotika könnte eines Tages eine Alternative zur Hormontherapie darstellen. "Wenn wir die Rolle dieser Mikroben verstehen und wissen, wie sie die Chemie des Darms und damit möglicherweise die Chemie im Gehirn verändern, könnte dies auch zu anderen Therapien führen, nicht nur zu einer Östrogenergänzung", so Krajmalnik-Brown.
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