Dauermüdigkeit ist ein Zustand, der nicht nur dem Alter geschuldet ist. Wechselweise-Autorin Janina Lebiszczak über die ständige Verfügbarkeit der Frauen.
Manche mögen es heiß: In Janinas Lebiszczaks wechselweiser Welt dreht sich alles um Selbstverwirklichung, Selbstwert und die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Sex, Katzen sowie die stetige Erweiterung des eigenen Horizonts und Humors. Foto: Markus Morianz
Wenn ich gut drauf bin, halte ich meinen Freundinnen gerne Vorträge über das Thema Work Life Balance. Darüber, wie wichtig es mir ist, alles zu füttern, was mich nährt. Neben Standards wie ausreichend Schlaf (im Herbst/Winter kann es schon mal passieren, dass mir um acht Uhr abends bereits die Augen zufallen) und ausreichend H2O, gehören dazu auch: Fitnessboxen, Yoga, Spaziergänge, inspirierende Lektüre und Filme, Kulturveranstaltungen, Tanzen gehen, Dekorieren, Fotografieren, möglichst gesunde Ernährung, genügend Zeit mit mir allein, stundenlang in der Badewanne suhlen und mich von meinen liebsten Männern mit Aufmerksamkeit verwöhnen zu lassen. Und natürlich Katzen. Wie konnte ich die Katzen vergessen.
Und dann kippt die Balance
Wenn ich über das innere und äußere Gleichgewicht schwadroniere, komme ich mir immer ziemlich gut vor. Stark wie eine uneinnehmbare Festung. Bereit, mir die Welt selbst zu Füssen zu legen – als Meisterin im Fache Selbst-Management. Bis irgendetwas passiert, das mich ins Straucheln bringt. Ein kleiner oder großer Schicksalsschlag, ein gesetzter Trigger, der mich um Jahre der Entwicklung zurückwirft, beruflicher Stress oder einfach bloß ordentlicher Kater. Dann kippt die sorgsam gepflegte Balance und ich nähre plötzlich alles, was mich schwächt. Verliere mich in unnötigen Diskussionen auf Social Media, treffe die falschen Menschen und die falschen Entscheidungen, verlasse meine Mitte, vernachlässige mich, bin wütend, überfordert, hilflos und unendlich müde.
Die erschöpfte Frau
Wir haben heute angeblich so viele Entscheidungsmöglichkeiten, wie nie zuvor. Und sind gleichzeitig so erschöpft, wie nie zuvor. In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit – und selten mit Selbstfürsorge. Frauen sind, ob in der Familie, in Beziehungen oder im Beruf, zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit – für Tätigkeiten also, die kaum Anerkennung oder gar Bezahlung erfahren. Sie schulden anderen ihre Aufmerksamkeit, ihre Liebe, ihre Zuwendung, ihre Attraktivität, ihre Zeit. Und kämpfen jeden Tag gegen emotionale und sexuelle Verfügbarkeitserwartungen.
Zu diesem Thema lese ich gerade das neue Buch Die Erschöpfung der Frauen: Wider die weibliche Verfügbarkeit von Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach. Es zeigt eindrucksvoll, dass die Verfügbarkeitsansprüche für unterschiedliche Frauen Unterschiedliches bedeuten: Ob als Mütter oder als Katzenmütter, ob alt oder jung, ob im Dienstleistungssektor, in Pflegeberufen oder in der digitalen Selbstvermarktung, ob als Politikerin oder Künstlerin – die Verausgabung hat unterschiedliche Ausmaße und unterschiedliche Ursachen.
Experiment Unverfügbarkeit
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Auch in meinem Freundinnenkreis ist die Mehrzahl – und das liegt sicherlich nicht nur an der Vitamin-D-armen Jahreszeit – erschöpft. Und leidet gleichzeitig darunter, dass es ihnen gesellschaftlich nicht zusteht, sich ausgepowert zu fühlen. Ihre Kinder und Enkeln müssen für sie ein ewig liebreizender Quell der Freude sein, ihr Job die Lebenserfüllung, ihre Beziehung eine Arbeit, die man mit ähnlicher Freude und Energie absolviert wie das gepflegte Aussehen, die blank geputzte Wohnung, den regelmäßigen Besuch im Gym oder gesellschaftliche Verpflichtungen. Es ist wohl einfacher, gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen, als auszubrechen.
Bloß wie kommen wir sonst aus dieser Erschöpfungsspirale wieder heraus? Nicht immer verfügbar zu sein, ist ein Experiment, vor dem ich ordentlich Bammel habe. Aber ich habe für 2021 nur mehr diesen einen Vorsatz. Macht Ihr mit? Schreibt uns über Eure Strategien und über alles, was Euch stärkt: redaktion@wechselweise.net
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